Doch wie steht es mit der – profan ausgedrückt– „Software“, dem Personal, das diese zum Teil technisch hoch komplizierte Infrastruktur zu bedienen hat? Der Schweizer Seilbahnverband verfolgt schon seit vielen Jahren zielstrebig die fachliche Ausbildung des Kaderpersonals in verschiedensten Bereichen. Er hat ab 2006 in Meiringen ein „Seilbahn-Kompetenz-Zentrum“ – weitgehend auf seine eigenen Kosten – auf die Beine gestellt.
Begonnen wurde mit einer 4-jährigen Seilbahnlehre zum Seilbahn-Mechatroniker mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ), der im Jahr 2009 die 2-jährige Grundausbildung zum Seilbahner mir eidgenössischem Berufsattest (EBA) folgte. Am 7. Juli 2010 wurden die ersten Seilbahn-Mechatroniker ausgezeichnet. Von Deutschland und Südtirol – um im deutschen Sprachraum zu bleiben – ist nichts Ähnliches zu vermelden.
Und aus Österreich, dem Land mit den meisten Seilbahnen? Es hatte lange viel Überzeugungskraft seitens einiger Proponenten bedurft, bis auf Verbandsebene der Durchbruch erreicht werden konnte. In der Folge mussten mit viel „Krampf“ und Interventionen erst die Stolpersteine auf Ebene der Arbeiterkammer, der Schulbehörden – wegen Aussprengelung, föderalistischer Kleingeisterei u. ä. – aber auch innerhalb der Wirtschaftskammer-Organisation beseitigt werden, bevor engagierte Praktiker Berufsprofil, Berufsbild und Prüfungsinhalte für eine 3-jährige Lehrzeit durchsetzen konnten.
Schließlich wurde der Lehrberuf „Seilbahnfachmann/Seilbahnfachfrau“ am 27. 3. 2008 zwar gesetzlich verordnet, mit der Landesberufsschule Hallein auch ein sehr zentral gelegener Ausbildungs-Standort gefunden, doch dies alles trägt derzeit den Makel eines sogenannten „Schulversuches“ mit dem Ablaufdatum 31. 12. 2012. Dessen ungeachtet waren nach zögerlichem Beginn im Schuljahr 2009/10 bereits 83 Schüler in Ausbildung und für 2010/2011 wird die Schülerzahl auf rund 170 – inklusive Kandidaten des 2. Bildungsweges – steigen.
2011 werden die ersten Absolventen mit seilbahnspezifischer Ausbildung ihren Abschluss feiern können. Also die„Karriere am Berg“ doch ein Erfolg auf allen Ebenen, dank eines engagierten Teams sowie dank der Industrie durch die kostenlose Bereitstellung von Lehrmaterialien! Deshalb sollte, zwar mit allfälligen Nuancen, aber ohne große Diskussionen, dieses „Provisorium“ rasch beseitigt und der Weg für die Landesberufsschule Hallein als künftiges Seilbahn-Kompetenz-Zentrum frei gegebenwerden.
Das Land Salzburg und die Schuldirektion mit ihrem Lehrerteam stehen in den Startlöchern, um mit einem breit gefächerten Aus- und Weiterbildungsangebot eine der Kernaufgaben der Seilbahnunternehmen und Seilbahnverbände zu erfüllen - die Schweiz als Musterbeispiel, Österreichim Aufholprozess, die anderen Länder noch beim Nachdenken?
Dr. Helmut Lamprecht