Die Kompetenz eines Planungsbüros in der Seilbahnbranche zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es für ein Seilbahnunternehmen nicht nur ein Projekt umsetzt, sondern über einen gewissen Zeitraum mehrere. Denn nur, wenn jemand mit der abgelieferten Dienstleistung wirklich zufrieden ist, entscheidet er sich erneut für eine weitere Zusammenarbeit.
Ein Beispiel dafür sind die Bergbahnen Fieberbrunn, die bereits seit Mitte der 1990er-Jahre auf das umfangreiche Know-how des Planungsbüros Salzmann aus Bregenz setzen. Nach der Modernisierung ihrer Hauptseilbahnen (8er-Einseilumlaufbahn Reckmoos-Süd/2006 und 10er-Einseilumlaufbahn Reckmoos-Nord/2011) war für die Bergbahnen Fieberbrunn der Anschluss an den Skicircus Saalbach-Hinterglemm-Leogang der logische Schritt, um die zukünftigen Weichen für ihr Skigebiet zu stellen.
Das Vorhaben sich in den Skicircus zu integrieren reicht mehr als 25 Jahre zurück, ab 2005 wurden die Pläne konkreter und auf die aktuelle Wintersaison 2015/16 war es endlich soweit: Die länderübergreifende Verbindungsbahn TirolS wurde realisiert.
Die Tirol S
Bereits bei der Errichtung der Talstation der 8er-Einseilumlaufbahn Reckmoos-Süd 2006 in Fieberbrunn hatte man den Platz für eine weitere Talstation vorgesehen. Dort ist jetzt auch die Talstation für die neue 10er-Einseilumlaufbahn TirolS auf einer Seehöhe von 1.284 m angesiedelt.
So können die Wintersportler bequem zwischen den beiden Bahnen wechseln. In weiterer Folge führt die neue Verbindungsbahn in zwei Teilstrecken hinauf auf den Reiterkogel (1.808 m ü. M.) auf Salzburger Gebiet. Der „Grenzübertritt“ von Tirol nach Salzburg erfolgt rund 200 m vor der Bergstation am Reiterkogel. Dazu Planungsexperte Dipl.-Ing. Stephan Salzmann: „Der Reiterkogel ist ein idealer Standort für die Bergstation, weil die Wintersportler von dort auf der Salzburger Seite sowohl nach Saalbach als auch nach Hinterglemm fahren können.
Außerdem führt von diesem Standpunkt künftig auch eine neue 3,5 km lange Abfahrt hinunter zur Zwischenstation auf der Tiroler Seite.“ Die Mittelstation der TirolS befindet sich im Hörndlingergraben auf 1.082 m Seehöhe und damit 202 m unterhalb der Talstation Reckmoos-Süd: „Die Zwischenstation im Talboden war essentiell, weil auf diese Weise ein weiteres Gelände für Variantenfahrer und Freerider erschlossen wurde, und gerade Fieberbrunn gilt seit vielen Jahren als Freeride-Mekka“, informiert Salzmann.
Die TirolS mit einer Förderleistung von 2.604 P/h ist infolgedessen nicht nur als Verbindungsbahn, sondern auch als klassische Wiederholungsbahn konzipiert.
Die Seilstatik
Technisch war dieses Projekt insofern anspruchsvoll, als man bei der TirolS, die eine Gesamtlänge von 2.736 m hat und dabei einen absoluten Höhenunterschied von 929 m überwindet, mit nur einem Brückenantrieb am Berg auskommen wollte. Salzmann erklärt: „Eigentlich hätte man in diesem Fall zwei Antriebe und zwei Seilschleifen benötigt.
Aber gemeinsam mit der Firma Doppelmayr haben wir eine Lösung gefunden: Anstatt der hydraulischen Abspannung des Förderseils im Tal wählte man eine mechanische Abspannung mit Betongewicht. So ersparte man sich bei der Berechnung der Spannkräfte die Zuschläge von 8 %, und das Förderseil konnte in einer Seilschleife durchlaufen.“ Durch dieses seilbahntechnische Konzept fiel die Dimension der Anlage etwas kleiner aus, und man benötigte auch zwei Stützen weniger.
Die Stationsgebäude wurden funktionell und modern gestaltet. Eine platztechnische Herausforderung war die Mittelstation, dort ist auch der Kellerbahnhof untergebracht. Die TirolS wurde in einer Bauzeit von zirka sieben Monaten errichtet, die offizielle Eröffnung ist für 19. Dezember 2015 vorgesehen. Inklusive Beschneiungsanlage und Pistenbau (Klenkhart & Partner) liegen die Gesamtinvestitionskosten bei zirka 20 Mio. Euro.
Die Mellaubahn
Mit den Bergbahnen Mellau im Vorarlberger Skigebiet Mellau-Damüls startete Ing. Anton Salzmann, Firmengründer des Planungsbüros Salzmann, 1972 seine erfolgreiche Karriere als selbständiger Ingenieur, indem er für sie mit der Aufstiegsanlage Roßstelle die erste kuppelbare Einseilumlaufbahn von Doppelmayr plante. Die Verbindung von Mellau nach Damüls erfolgt über die Gipfelbahn. Die Talstation der Mellaubahn im Ortsgebiet von Mellau ist für den Tagesgast der erste Einstieg in den Skiraum Mellau-Damüls.
Bei optimaler Schneelage und geöffneter Talabfahrt dient die Aufstiegsanlage auch als Wiederholungsbahn. Über diese Zubringerbahn erfolgt aber nicht nur der An-, sondern auch der Abtransport der Gäste. Denn Mellau befindet sich auf einer Seehöhe von 688 m ü. M., und man kann nicht den ganzen Winter davon ausgehen, dass die Talabfahrt durchgehend befahrbar ist. Die theoretische Förderleistung der bisherigen Mellaubahn (4er-Einseilumlaufbahn) war mit 1.074 P/h begrenzt. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass an Spitzentagen die praktisch erzielbare Förderleistung nicht mehr ausreicht und sich entsprechende Warteschlangen an der Seilbahn bildeten. Aus diesem Grund wurde auf die aktuelle Wintersaison von Doppelmayr die neue Mellaubahn errichtet. Dabei handelt es sich um einer 10er-Einseilumlaufbahn mit einer Förderleistung von 3.146 P/h, die auf derselben Trasse wie die bisherige Anlage gebaut wurde“, informiert Dipl.-Ing. Stephan Salzmann.
Obwohl es sich hierbei um eine Ersatzanlage am selben Standort handelt, sei die Abklärung der Frage, ob hier eine UVP-Pflicht gegeben sei oder nicht, extrem aufwändig und zeitintensiv gewesen, so Salzmann. Für den Brückenantrieb in der Bergstation wählte man den besonders geräuscharmen Doppelmayr DSD-Antrieb (Doppelmayr Sector Drive). Die hydraulische Abspannung befindet sich im Tal. Der Bahnhof ist auf beide Stationen (1/3 Tal, 2/3 Berg) aufgeteilt.
Aus planerischer Sicht waren bei diesem Projekt vor allem die Stationsgebäude eine Herausforderung, der Standort der Talstation (717 m ü. M.) und der Bergstation (1.397 m ü. M.) sind gleich geblieben. Die neue Mellaubahn wird Anfang Dezember 2015 eröffnet.