In den letzten Jahren haben die Seilbahnunternehmen im Alpenraum den Fokus der Strategie nicht mehr nur auf den Wintersport, sondern auch auf andere Jahreszeiten, vor allem auf den Bergsommer, gerichtet. Zahlreiche Beispiele kreativer Ideen für unterschiedliche Altersschichten und Zielgruppen zeugen davon.
Immerhin erschließen die Seilbahnen attraktive Bergwelten, die vor allem ältere oder gehbehinderte Menschen sonst nicht erleben bzw. erwandern könnten. Klimatische Veränderungen – mit hohen Temperaturen in den Tallagen – sind zudem ein Stimulans für Seilbahn-Bergfahrten. Sie begünstigen den „Trend zum Berg“, sodass sich die Sommerangebote der Seilbahnunternehmen – dank vielfältiger maßgeschneiderter Ideen – stärkerer Beliebtheit erfreuen und die Sommerumsätze steigen lassen.
Erlebnis, Genuss und Kultur sind die Strategiefelder, in deren Visier die Dienstleistung und die Servicequalität stehen sollten. Denn auch in der Angebotsentwicklung geht es immer weniger – wie Univ.-Prof. Dr. Walter Schertler kürzlich bei der Vorarlberger Seilbahntagung betonte – um den Basisnutzen, sondern um den „Begeisterungsnutzen“ für den Kunden. Es braucht auch ein Paket von Leistungen; nur die klassische Bergbeförderung ist heute in der Regel zu wenig.
Absolut fehl am Platz sind in diesem Zusammenhang aber die leider noch bei einigen Seilbahnen praktizierten Mittagspausen. Sie mögen aus betrieblicher Sicht vielleicht erklärbar sein, doch der Kunde hat wenig Verständnis, wenn er sein Bergziel erst nach längerer Wartezeit erreichen kann. Er ist enttäuscht, wendet sich ab, kommt meistens nicht mehr wieder und betreibt obendrein meist negative Mundpropaganda. Dieses Relikt sollte der Vergangenheit angehören; es entspricht nicht dem Credo der individuellen Seilbahndienstleistung für die Kundschaft.
Helmut Lamprecht