Saubere und in den heißen Sommertagen auch recht erfrischende Bergluft, gepflegte Wanderwege, wunderbares Bergpanorama und vorzügliche Gastronomie sind nach wie vor die wichtigsten Anziehungspunkte, die im Sommer zum Ausflug mit einer Seilbahn motivieren. Aber schon lange genügen sie alleine nicht, um aus dem früher nur als „Dienstleistung für die Gemeinde“ im Sommer aufrechterhaltenen Bahnbetrieb einen Anziehungsmagneten für Sommergäste zu machen und ihn dadurch in den schwarzen Zahlen zu halten.
Rofan
Von Maurach, direkt an der Achenseestraße, führt schon seit dem Jahr 1959 (Umbau 1992) eine 60er-Pendelbahn zur Bergstation auf 1.840 m ü. M., die im Sommer der Ausgangspunkt für zahlreiche gepflegte und markierte Spazier- und Wanderwege ist. Der Rofan ist auch mit seinen klassischen und modernen Klettersteigen und als Paradies für Drachenflieger und Paragleiter (auch Tandemflüge) bekannt.
Im Jahr 2007 eröffnete die Rofan Seilbahn AG den Skyglider Airrofan – eine Seilbahn besonderer Art, die bis zu vier in einem Drachenflieger-Gurt gesicherten Fahrgästen in einer Höhe von bis zu
54 m über dem Boden einen simulierten Drachenflug bergab mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h ermöglicht (bergauf mit etwa 50 km/h). Sie wurde vor der Firma Alfred Rodelsberger Stahl- & Maschinenbau GmbH aus Piesendorf/A als einspurige Zweiseilpendelbahn (Tragseil Ø 28 mm, Zugseil Ø 13 mm) mit Antrieb und Spanneinrichtung im Tal gebaut. Die Talstation des Airrofan liegt in unmittelbarer Nähe der Pendelbahn-Bergstation und die Strecke mit 650 m Länge führt zum 200 m höher gelegenen Gschöllkopf (2.040 m ü. M.). Es ist die vierte Anlage dieser Art weltweit und steht ganzjährig in Betrieb.
Am Gschöllkopf befindet sich auch eine 360º-Aussichtsplattform namens „Adlerhorst“, deren Form einem Adlernest nachempfunden ist.
Die Verbesserung des Gesamtangebotes am Rofan hat die Anzahl der Sommergäste bis zum heutigen Verhältnis von etwa 55 % im Sommer zu 45 % im Winter erhöht.
Karwendel
Die Karwendelbahn, eine Pendelbahn von Pohlig-Heckel-Bleichert, bring seit 1967 Gäste aus Mittenwald in die zweithöchste Bergstation Deutschlands auf 2.244 m ü. M. Im Jahr 1992 erhielt die Bahn eine neue Steuerung von STG und seit 2011 fährt sie mit neuen kristallartig gestalteten Kabinen von Carvatech. Auch wenn die Seilbahnfahrt, die entlang der Trasse mit 2.486 m Länge über schroffen Fels führt und dabei 1.316 Höhenmeter überwindet, ein Erlebnis für sich ist, kann die Karwendelbahn ihren Sommergästen viel mehr anbieten.
Das Karwendelgebirge ist das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet der Ostalpen. Zum Karwendel-Ausflug gehört auch ein Besuch im Natur-Informationszentrum „Bergwelt Karwendel“ neben der Bergstation. Das 34 m lange und zwischen 8,6 m (talseitig) und 7,3 m (bergseitig) breite Bauwerk in Form eines Riesenfernrohres ragt spektakulär sieben Meter über die Felskante Richtung Mittenwald hinaus. Zum Bau der „Bergwelt Karwendel“ (Baujahr 2007/2008) wurden 830 m3 Beton, 800 m2 Holzverkleidung aus Lärche und 85 t Bewehrungsstahl mit der Karwendelbahn und dem Hubschrauber transportiert. Der Blick von der Stirnseite durch die 37 m² große Panoramascheibe fällt 1.300 m tief ins weite Isartal. Das 25-m²-Fenster an der Rückseite öffnet den Blick in die Karwendelgrube, die Heimat der Alpenschneehühner. Drinnen erfährt man Wissenswertes über das Naturschutzgebiet. Die „Bergwelt Karwendel“ beinhaltet eine Ausstellungsfläche von 200 m² sowie einen Medienraum mit 55 m². Der Eintritt ist kostenlos.
Die Bergstation der Karwendelbahn ist ein idealer Ausgangspunkt für Touren rund um die nördliche Karwendelkette. Neben gemütlichen Wanderwegen für die ganze Familie gibt es auch herausfordernde Klettersteige für Adrenalin-Fans. Direkt an der Bergstation gibt es einen Panorama-Rundweg um die Karwendelgrube, der in kurzer Zeit einen Blick über das beeindruckende Karwendelgebirge ermöglicht.
Triassic Park Steinplatte Waidring
Eine 15er-Kabinenbahn von Doppelmayr mit Ganzjahresbetrieb (im Winter 2.500 P/h) bildet seit 1998 die Verbindung von Waidring zum Hochplateau an der Steinplatte im Dreiländereck Tirol – Salzburg – Bayern.
Das Urmeer aus der Triaszeit hinterließ auf der Waidringer Steinplatte ein spektakuläres Felsenriff mit über 200 Mio. Jahre alten Fossilien. Seit der Eröffnung des „Triassic Parks“ im Jahr 2008 (Erweiterung im Jahr 2011) wird hier in den Tiroler Bergen auf spannende Art und Weise die Geschichte lebendig und der jugendliche Forschergeist wird geweckt. Zeitgemäß präsentiert sich der Abenteuerpark und erzählt den Besuchern viel Wissenswertes rund um eine längst vergessene Zeit: Das Urmeer Tethys beherrschte die damalige Topografie, und riesige Saurier regierten dort, wo heute Almkühe grasen. Als Europas größtes Trockenriff ist die Steinplatte eine der letzten Zeuginnen dieser Epoche. Mit ihrem Erlebnispark am Berg gewährt die Steinplatte großen und kleinen Kindern Einblicke in diese Zeit. Im Triassic Center kann z. B. die Forschungsarbeit mit Fossilien an den Mikroskopier- und Forschertischen ausprobiert werden. Der Eintritt in den gesamten Triassic Park ist frei.
Unweit des Triassic Centers „schwebt“ die begehbare Aussichtsplattform. In Form einer Fächerkoralle liefert sie den Besuchern Ausblicke in die Tiefe und auf die umliegende Bergwelt des Wilden Kaisers und der schroffen Loferer Steinberge. 70 m über dem Boden ragt die 31,5 t schwere Konstruktion 15 m aus der Felswand (Baujahr 2009).
Auf dem „Dino Trail“ begegnet man drei lebensgroßen Dinosauriern, und der Themenweg zum Gipfel und retour informiert bei interaktiven Stationen über die Entstehung der Steinplatte.
Neben dem Triassic Park findet man rund um die Waidringer Steinplatte ein 400 km langes Wanderwegenetz. Auch für Biken und Klettern ist die Steinplatte ein ideales Gebiet.
Die Bergbahnen Steinplatte Waidring wurden im Jahr 1972 gegründet und begannen ihren Betrieb mit dieselbetriebenen Schleppliften. Heute stehen hier im Winter eine Kabinenbahn, sieben Sesselbahnen und einen Schlepplift in Betrieb.
Nach der Eröffnung des Triassic Parks haben sich die Besucherzahlen an der Steinplatte im Sommer verdreifacht.
Spieljochbahn, Fügen
Schon seit 1973 erschließt eine 4er-Kabinenbahn in zwei Teilstrecken von Fügen im Vorderen Zillertal das Ski- und Wandergebiet Spieljoch. An der 3.925 m langen Trasse überwindet die Bahn 1.224 Höhenmeter. Die ursprünglich mit Müller-Schraubklemmen ausgerüstete Einseilumlaufbahn von Girak wurde von derselben Firma im Jahr 1989 umgebaut und mit Nockenklemmapparaten und neuen Kabinen versehen. Im Jahr 2014 erhielt die Bahn eine neue Steuerung von Siemens. Im Winter befördern die 194 Kabinen der Spieljochbahn bis zu 1.500 P/h.
Im Winter 2015/2016 wurde vom Fügenberg im Skigebiet Spieljoch eine neue 8er-Kabinenbahn von Doppelmayr, die Panoramabahn Geols, eröffnet (siehe ISR 2/2016, S. 26–27).
Im Sommer kann man in diesem besonders für Familien mit Kindern geeigneten Gebiet auf den markierten und gepflegten Wanderwegen leichte Wanderungen – auch mit Kinderwagen – ebenso unternehmen wie lange und schwierigere Bergtouren. Mehrere Wanderwege sind als Rundwege gestaltet, die bei der Bergstation Spieljoch anfangen und auch enden. Zu Beginn eines Spazierganges kann man über den ersten Zillertaler Gipfel-Barfuß-Weg gehen. Für die kleinen Besucher wurden direkt an der Bergstation ein umfangreicher Kinderspielplatz und ein Spielteich errichtet.
Nahe der Bergstation wurde im gewachsenen Fels der erste Zillertaler Kinder-Klettergarten erstellt, wo Groß und Klein unter Aufsicht von erfahrenen Trainern ihre ersten Schritte und Griffe in der Kletterwand üben.
Von der Bergstation erreicht man in ca. 45 Gehminuten über den Knappensteig das höchstgelegene Schaubergwerk Österreichs. Adrenalinhungrige Besucher können auf dem „Flying Fox“ an einem Drahtseil hängend einen spektakulären „Flug“ im Adler-Sturzflugtempo erleben. Downhill-Spaß für die ganze Familie bietet eine Fahrt mit dem Monsterroller zur Mittel- oder bis zur Talstation. Auch Mountainbike-Freaks und Paragleiter finden für ihren Sport am Spieljoch beste Bedingungen.
Turracher Höhe
Als Hochplateau (1.763 m ü. M.) mit drei Bergseen, bewachsen von Österreichs größten zusammenhängenden Zirbenwäldern und umringt von den sanften Nockbergen – so präsentiert sich die Turracher Höhe im Sommer. Die Höhenlage hat viele Vorteile – ganz besonders hervorzuheben ist die nahezu vollständige Pollenfreiheit. Hier finden Berg-Spaziergänger, Wanderer, Läufer, Nordic-Walker, Mountainbiker und all die anderen Naturgenießer das Ihre.
Im Sommer erschließen zwei Bahnen die hiesige Bergwelt an der Landesgrenze zwischen Kärnten und der Steiermark. Die eine ist die 1.362 m lange Kornockbahn, eine 6er-Sesselbahn mit Wetterschutzhauben (Doppelmayr, Baujahr 2000), die im Sommer jeden Mittwoch und Sonntag zum höchsten im Gebiet erschlossenen Punkt, dem 2.200 m hohen Kornock von der Turracher Höhe aus 412 Höhenmeter zu überwinden hilft. Die andere ist die im Sommer täglich betriebene 650 m lange Kombibahn „Panoramabahn“ (Doppelmayr, Baujahr 2006, siehe ISR 2/2007, S. 1–13).
Gleich bei der Bergstation der Panoramabahn startet die 1.600 m lange Wiegand'sche schienengeführte Rodelbahn nach dem Alpine Coaster System „NockyFlitzer“. Die Rodelbahntrasse mit 13 Steilkurven, 15 Wellen, 3 Kreiseln und 2 Jumps überwindet einen Höhenunterschied von 200 m. Die Beförderung der Rodeln zur Bergstation erfolgt mit einem Lift, die Gäste fahren mit der Panoramabahn zum Start.
Jeder Besucher, der sich zum Aufenthalt (Übernachtung) in einem der 19 örtlichen Alm-Butler-Betriebe entscheidet, bekommt eine Butler-Card, die neben der freien Fahrt mit der Kornockbahn und bis 11.30 Uhr auch mit dem NockyFlitzer berechtigt, weiters zur kostenlosen Teilnahme am Alm-Butler-Programm und zu Ermäßigungen bei den Shopping-Partnern. Die Alm-Butler in den Alm-Butler-Stationen und im Gelände bieten geführte Wanderungen, romantische Picknicks, Barfuß-Wanderungen, kleine Aufmerksamkeiten, Erfrischungen, Sonnencreme-Dispenser und Ruhestationen mit gemütlichen Liegen, um nur einiges zu nennen. Als Erkennungsmerkmal dieses Exklusiv-Service tragen die Alm-Butler-Betriebe ein Mascherl.
Das alpine Spiel- und Erlebnis-Paradies Nocky's AlmZeit befindet sich bei der Bergstation der Panoramabahn. Es lädt Kinder und ihre Eltern dazu ein, mit dem Bergzeithasen Nocky entlang des AlmZeit-Rundweges Spielstationen zu besuchen.
Mayrhofen
Die Mayrhofner Bergbahnen bieten im Sommer an beiden gegenüberliegenden Berggebieten – am Ahorn und am Penken – unterschiedliche Erlebnisse, die sich perfekt ergänzen.
Der Ahorn steht ganz im Zeichen der Natur. Es gibt Greifvögel-Vorführungen auf einer Adlerbühne auf 2.000 m, die Wohlfühloase Ahornsee, einen Genießerrundweg über das gesamte Ahornplateau und im Naturerlebnis-Center Sinnesspiele, wo beeindruckende Rekorde aus der Tier- und Pflanzenwelt erlebt werden. Auf dem Rundweg klären interaktive Stationen über das Zusammenspiel zwischen Tier, Natur und Mensch im Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen auf. Nach einer Gipfelwanderung warten im Gebiet zahlreiche Hütten mit hausgemachten Spezialitäten.
Die Ahornbahn ist eine Pendelbahn mit den österreichweit größten Kabinen für 160 Personen (Hersteller Doppelmayr), die im Jahr 2006 auf einer neuen Trasse eine 50er-Pendelbahn aus dem Jahr 1968 ersetzt hat.
Auf dem Penken, dem gegenüberliegenden Aktionsberg, finden sportliche und adrenalinsuchende Gäste Singletrails für Mountainbiker, zwei Klettergebiete, Startplätze für Paraglider, aber auch unzählige Wanderwege aller Schwierigkeitsgrade. Als ganz spezielle Aktivität kann man auf dem Speicherteich am Penken über das Wasser „laufen“, ohne nass zu werden – im Inneren riesiger durchsichtiger Plastikbälle. Diese als Aquazorbing bekannte Aktivität heißt hier Funballz.
Über die neue Penkenbahn, die erste 3S-Bahn mit einer Winkelstütze (horizontale Ablenkung von 6,5°), haben wir bereits in ISR 2/2016, S. 16–17 berichtet. Interessant ist auch die 8/10er-Kombibahn Penken (Doppelmayr, Baujahr 2010), die im Winter über eine beeindruckende Förderleistung von 3.900 P/h und über separate Stationsschleifen für Sessel und Kabinen verfügt. Im Sommer fährt sie als reine Kabinenbahn, setzt aber neben den klassischen CWA Omega IV-10 LWI Kabinen auch sechs „Mayrhofner Bergluft“-Kabinen ein. Diese Kabinen haben anstelle der beiden Fensterscheiben an den Stirnseiten ein dünnes Stahlgeflecht und auch das Kabineninnere ist dem luftigen Betrieb entsprechend angepasst.
Alle in dieser Reportage beschriebenen österreichischen Bergbahngesellschaften sind Träger des Gütesiegels „Beste österreichische Sommer-Bergbahnen“. Diese Auszeichnung wird vom Fachverband der Seilbahnen Österreichs vergeben. Um dieses Gütesiegel tragen zu dürfen, müssen die Erwerber umfassende Kriterien erfüllen und ein strenges Zertifizierungsverfahren erfolgreich abschließen. Heuer dürfen sich bereits 58 Seilbahnunternehmen über diese Auszeichnung freuen.
Fotos: R. Gric, Rofanseilbahn, Karwendelbahn