Wahrlich spektakulär, was in dieser Zeit in diesem Wirtschaftszweig an Innovationen etc. „auf die Seile“ gebracht wurde. Im Mittelpunkt von Jubiläen stehen in der Regel „Rückblenden auf Allerlei“ wie z. B. auf das in der Historie Geleistete, die eingefahrenen Erfolge und deren Pio-niere, die „Zeitzeugen“ etc.
Rückblenden bieten aber auch die Basis für künftige Herausforderungen, denn nichts ist mehr, wie es einmal war. Das gilt für das Medium ISR genauso wie für die Seilbahnindustrie, die Seilbahnunternehmen und auch die Seilbahn-Aufsichtsbehörden. Alle drei Bereiche stehen vor neuen Herausforderungen, um dem Wandel im gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Umfeld gerecht zu werden.
Für die Seilbahnindustrie verändern sich die Marktstrukturen mehr in Richtung urbaner Bereiche für intelligente Verkehrslösungen in den Städten. Neuerschließungen von Skigebieten im Kernmarkt Alpen sind kaum noch möglich, höchstens im osteuropäischen bzw. asiatischen Raum zu erwarten. Der Ersatz alter Seilbahnanlagen durch neue, komfortable Systeme bietet zwar eine wirtschaftliche Basis, doch der Zukunftsmarkt wird der urbane Bereich sein.
Für die Seilbahnunternehmen als Leitbetriebe des alpinen Wintertouris-mus gilt es, mehreren Herausforderungen ins Auge zu sehen. Einerseits stehen sie vor den Problemen der Marktsättigung. Die Zahl der Schneesportler hat – zumindest aus heutige Sicht – den Plafond über-schritten, die Nachfrageschichten bröckeln – trotz rüstiger Senioren – kontinuierlich ab. In den traditionellen Alpenländern gelingt es nur noch mit größten Anstrengungen, den Nachwuchs – nicht zuletzt aus multikulturellen Gründen – auf die Pisten zu bringen. Dazu gesellt sich die aktuelle Aufrüstung von Skigebieten in der östlichen Hemisphäre. Der weltweite Schneesportmarkt ist im Umbruch; seine strukturellen Änderungen erzeugen bei uns vor allem Herausforderungen im Bereich der Ökonomie; angesagt ist Resourcenschonung. Die Energieeffizienz hat bei den Seilbahnunternehmen im Alpenbereich auf der Skala der Prioritäten den Sprung nach oben vollzogen. Immerhin stehen nach den Personalkosten inzwischen die Energiekosten an zweiter Stelle. So gibt es bereits zahlreiche Beispiele, wie man durch Photovoltaik auf Berg-stationen die Sonne als alternativen und erneuerbaren Energiespender einspannen kann. Das Modewort Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung.
Dazu gesellen sich jedoch weitere Herausforderungen in den Bereichen Marketing, flexible Preispolitik, Produktgestaltung, individuelle Kunden-betreuung etc.
Schließlich dürfen sich auch die Seilbahn-Aufsichtsbehörden nicht dem Trend der Zeit entziehen. Sie sind in ihrem Bereich gefordert, sich Neuem nicht zu verschließen, sondern überholte Bevormundungen und Altlasten aus der Vergangenheit abzubauen, stattdessen partnerschaftlich flexibel auf innovative Entwicklungen unbürokratisch einzugehen.
Helmut Lamprecht