Seit der Sommersaison 2024 befördert der modernisierte Standseilbahnwagen 124 + 1 Personen vom Tal in das Ski- und Wandergebiet Rosshütte in Seefeld.
Foto: C. Mantona

CALAG GANGLOFF

Rosshütte: Kein Standseilbahnwagen „von der Stange“

Die "Standseilbahn Rosshütte" in Seefeld in Tirol ist im Sommer der Hauptzubringer vom Tal in das beliebte Ski- und Wandergebiet Rosshütte und somit auch zu den beiden Pendelbahnen "Härmelekopfbahn" und "Seefelder Jochbahn" am Berg. Im Hinblick auf die Konzessionsverlängerung 2029 wird die Standseilbahn sukzessive auf den neusten Stand der Technik gebracht. Den Anfang machte man mit den Standseilbahnwagen. Dabei erhielt das Schweizer Unternehmen Calag Gangloff, der derzeit einzige unabhängige Kabinenhersteller, den Zuschlag.

von: Claudia Mantona

Richard Schneider, Vorstand der Bergbahnen Rosshütte Seefeld-Tirol-Reith AG, betonte Ende September 2024 beim ISR-Lokalaugenschein: „Die 'Standseilbahn Rosshütte' wird im Ganzjahresbetrieb geführt und ist dadurch jene Anlage, die im Jahr die meisten Fahrgäste befördert. Im Sommer ist sie der Hauptzubringer vom Tal in unser Wandergebiet Rosshütte am Berg, wo sich auch unsere beiden Pendelbahnen Härmelekopfbahn und Seefelder Jochbahn befinden. Im Winter ist diese Seilbahnanlage einer der Zubringer vom Tal ins Skigebiet. Vergangenes Jahr registrierten wir bei der Standseilbahn Rosshütte in Summe 260.000 Fahrten, 101.000 davon entfielen auf den Winter, 162.000 auf den Sommer. Ihre wirtschaftliche Bedeutung für unser Skigebiet ist sehr groß.“

Die Standseilbahn Rosshütte mit Wagen für jeweils 100 + 1 Personen wurde am 20. Dezember 1969 erstmals in Betrieb genommen. Zur Wintersaison 1985/86 wurden die beiden Wagen durch größere für jeweils 124 + 1 Personen aus dem Hause Gangloff ersetzt. Die 2.469 m lange Strecke mit Abt’scher Weiche verläuft von der Talstation (1.235 m ü. M.) auf einer geschütteten Trasse und sechs Brücken bis zur Bergstation (1.762 m ü. M.) und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 527 m bei einer mittleren Neigung von 21,4 % und einer maximalen Neigung von 37,2 %. Im Winter beträgt die maximale Fahrgeschwindigkeit 12,0 m/s, im Sommer 7,0 m/s, die Fahrtzeit beläuft sich dabei entsprechend auf 5 Minuten bzw. auf 8 Minuten. Somit liegt die maximale Förderleistung im Winter bei 1.200 P/h&R und im Sommer bei 600 P/h&R.

Im Hinblick auf die Konzessionsverlängerung 2029 der Standseilbahn Rosshütte wird diese nun im Zuge einer Modernisierung Schritt für Schritt auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Dazu Bergbahnvorstand Schneider: „Den Anfang machten wir im August 2023 mit dem Projektstart für die Renovierung des Wagens 2 der Standseilbahn Rosshütte ab Mitte April 2024, Wagen 1 folgt dann 2025. Dabei ging es uns jetzt nicht um das Außendesign des Fahrzeugs, das kommt später und wurde noch nicht vergeben. Unser Fokus lag einerseits auf der optischen Aufwertung des Fahrgastraums und andererseits darauf, das Fahrzeug (Unterbau, Wagenaufbau etc.) auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen.“

Mit diesen Aufgaben betraut wurde das Schweizer Traditionsunternehmen Calag Carrosserie Langenthal AG, das im April 2018 die Aktivitäten und auch das erfahrene, langjährige Team von Gangloff Cabins in den Bereichen Wartung und Neubau von Kabinen für Pendelbahnen, Wagen für Standseilbahnen sowie Spezialkabinen übernommen hat und diese Dienstleistungen unter Calag Gangloff fortführt. Dazu gehört auch die Wartung sämtlicher existierender Gangloff-Kabinen, die weltweit im Einsatz sind. Bergbahnvorstand Schneider informiert: „Abgesehen von dem ansprechenden Preis-Leistungs-Verhältnis war auch das Vertrauen in Calag Gangloff, dass unsere Wünsche und Anforderungen entsprechend umgesetzt werden, für unsere Entscheidung ausschlaggebend. Guido Ammon, Projektleiter Verkauf Kabinenbau, war bei mir und hat sämtliche Details sehr gut aufbereitet und top präsentiert. Wir hatten hier das beste Gefühl, dass das für uns bei diesem Projekt der richtige Geschäftspartner ist. Wir kannten ja auch schon das eine oder andere umgesetzte Projekt von ihnen.“

Mehr Lärmschutz und Kratzfestigkeit im Fahrgastraum

Der Fahrgastraum ist in fünf Abteile mit Klappsitzbänken aufgeteilt, der Führerstand für den Wagenbegleiter ist separat. Der Boden des Fahrgastraums ist nicht als Holzboden ausgeführt, sondern besteht aus Nuk Aluminium-Bodendeckeln, was einen gewissen Halleffekt zur Folge hat. Guido Ammon, Projektleiter Verkauf Kabinenbau, erklärt: „Wir hatten die Vorgabe, den Lärm im Fahrgastraum zu dämmen. Da haben wir entsprechende Maßnahmen ergriffen, um dieses Ziel zu erreichen. So wie früher üblich, dominierte hier in den alten Wagen das Material Aluminium. Mit der Sanierung haben wir nun diverse der Aluminiumflächen mit Kugelgarn versehen. Die anthrazitfarbenen Flächen brechen etwas das Hellgrau des Blechs. Zudem hat das Garn einen lärmabsorbierenden Effekt und dient als effektiver Kratzschutz. Die vielen Sportgeräte wie Schlitten, Skier etc. haben über die Jahre an den Trenn- und Seitenwänden, aber auch an der gesamten Türantriebsverschalung etliche Kratzspuren hinterlassen. Die Türantriebsverschalungen wurden bei uns im Werk in Langenthal zusätzlich mit Rhino Linings versehen. Dieser spezielle Belag schützt nicht nur vor Kratzspuren, sondern ist auch geräuschdämmend.

Der bisherige Riffelblech-Boden im Fahrgastraum wurde durch neues Riffelblech ersetzt. Die Verglasung (Verbundsicherheitsglas) wurde im Zuge der Renovierung nicht erneuert.

Kein Wagen „von der Stange“

Der Unterbau besteht aus herkömmlichem Stahl, und der Wagenaufbau ist ein Stahlgerippe. Lediglich die Trennwände sind aus Aluminium. Dementsprechend viele Schweißnähte waren zu überprüfen. Ein ganz wesentlicher Punkt bei der Modernisierung war die Kontrolle des Fahrzeugs auf Korrosionsschäden, am Unter- sowie Aufbau und deren Beseitigung. Beispielsweise erforderten Rostschäden den Ersatz von zwei Querträgern unterhalb von zwei Trennwänden. Sehr viel Zeit nahmen die Arbeiten am Unterbau in Anspruch. Dieser wurde komplett zerlegt, mechanisch gereinigt, neu grundiert und lackiert, um wieder ausreichend vor Korrosion geschützt zu sein. Das Dach wurde neu abgefugt, die Türen neu eingestellt, Türgriffe und Dichtungen ersetzt u. v. m. Für die Sanierung war das Montageteam von Calag Gangloff mit jeweils drei Mitarbeitern vor Ort. Um den für die anfallenden Arbeiten sportlichen Zeitplan einzuhalten, wurden sie jeweils von ein bis zwei Mitarbeitern der Seilbahn unterstützt. 

Mitte April 2024 begann die Renovierung des Wagens 2 der Standseilbahn Rosshütte und am 23. Mai 2024 war sie abgeschlossen. So konnte das Fahrzeug auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden und mit Beginn der Sommersaison am 25. Mai wieder die Passagiere vom Tal hinauf in das Wandergebiet Rosshütte transportieren. Mit dem Resultat zeigte sich Bergbahnvorstand Schneider sehr zufrieden: „Das Team von Calag Gangloff arbeitet sehr engagiert, mit viel Eigeninitiative und verfügt über ein umfassendes, jahrelanges Know-how. Unsere Standseilbahn ist keine Bahn ‚von der Stange‘, und anspruchsvolle Anlagen wie diese benötigen Fachkräfte, die ein Gespür für die Bahnen und eine dementsprechend hohe Kompetenz haben. Es braucht dazu Experten, die auch bei schwierigen Anforderungen rasch sinnvolle Lösungen finden, und das war hier bei Calag Gangloff der Fall. Das sind Profis, und wir fühlen uns bei ihnen sehr gut aufgehoben.“

Der zweite Wagen der Standseilbahn Rosshütte wird nächstes Jahr nach Beendigung der Wintersaison durch das gleiche Team modernisiert.


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