Franz Hörl, Obmann des Fachverbands Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich, und Fachverbands-Geschäftsführer Erik Wolf blickten anlässlich des österreichischen Seilbahntages in Graz auf eine zufriedenstellende Wintersaison zurück. Dem guten Start mit rechtzeitig und ausreichend Schneefall im Dezember und einem sehr guten Jänner folgten schwierigere Witterungsbedingungen. „Weder die Preise noch eine abnehmende Lust am Skifahren, sondern Wetter- und Schneebedingungen haben einmal mehr das Ergebnis nicht besser sein lassen“, resümierte Fachverbandsobmann Hörl.
Die Zukunft der Erlebnisse am Berg
Bei der Veranstaltung in Graz richtete sich der Fokus zudem auf die zu erwartende Nachfrage bzw. die Potenziale bei Ski- und Snowboardfahrern – unter anderem mit Blick auf Überlegungen zur Wintersportstrategie 2040. Erik Wolf: „Die Aussichten für Wintersportnachfrage sind weiterhin positiv, nachfrageseitig sind keine akuten Bedrohungen auszumachen.“ Der Wintersport sei zudem ein unverändert erfolgreiches Exportgut: 80 % der Gäste kommen aus dem Ausland.
Aktuelle Befragungen zeigen auch, dass ein hoher Anteil an Skifahrern betont, dass sie in den nächsten Jahren öfters skifahren gehen wollen. Ein Großteil der Wintersportler ist zudem davon überzeugt, in zehn Jahren noch Ski zu fahren. „Die Bedeutung von Schulskikursen wird in Zukunft noch weiter steigen, da Einsteigerinnen und Einsteiger oft im Kindesalter mit dem Skisport beginnen. Besondere Überlegungen braucht es aber auch bei der Ansprache der sogenannten Generation Z, die man gezielt für den Wintersport begeistern muss“, erklärt Wolf.
Bedeutender Wertschöpfungsfaktor
Wie wichtig ein erfolgreiches Angebot der Seilbahnen ist, zeigen wirtschaftliche Kennzahlen. Die österreichischen Seilbahnen erzielten laut einer aktuellen Wertschöpfungserhebung (für die Wintersaison 22/23) einen Gesamtumsatz von 12,6 Mrd. Euro und sorgten damit für 6,7 Mrd. Euro an Wertschöpfung – davon 5,5 Mrd. Euro in anderen Branchen. Neben einem Umsatzsteueraufkommen von 1,9 Mrd. Euro betont Obmann Hörl auch den „Seilbahn-Multiplikator“ von aktuell 7,1. Damit gemeint ist, dass aus 1.000 Euro netto an Löhnen, Gehältern, Gewinnen und Abschreibungen bei den Seilbahnen durchschnittlich 7.100 Euro werden, die an Wertschöpfung in der jeweiligen Region aktiviert werden. „Wir bleiben damit die Nummer 1 unter den Wirtschaft- und Arbeitsplatzfaktoren in vielen ländlichen und alpinen Regionen!“
Seilbahnen als Arbeitgeber
Als stabile Konstante zeigen sich die Seilbahnen auch als Arbeitgeberinnen: Aktuell gibt es in Österreich 17.100 Seilbahnmitarbeiter in Österreich, davon 7.650 davon in ganzjährigen Beschäftigungsverhältnissen. Bei direkt begünstigten Branchen sowie Vorleistern entstehen 110.800 Arbeitsplätze, die unmittelbar auf die Tätigkeit der Seilbahnen zurückzuführen sind – die meisten davon im Bereich Beherbergung (44.800), gefolgt von der Gastronomie (26.000) und dem Sporthandel (10.700).
Auch die Stimmung unter den Mitarbeitern ist gut: Aktuell würden sich 75 % wieder für ihren aktuellen Job entscheiden, die Weiterempfehlungsrate liegt bei 69 %. Zusätzlich zeige die hohen Zufriedenheitswerte bei den jüngsten Mitarbeitern, dass eine Lehre bei einem Seilbahnbetrieb attraktiv ist. „Durch die weltweit einzigartige Ausbildungsqualität sowie die Nähe der wichtigsten Hersteller am weltweiten Seilbahnmarkt gibt es viele individuelle Entwicklungsmöglichkeiten, die nationale und internationale Karrierewege öffnen“, so Fachverbandsgeschäftsführer Erik Wolf.
Fokus auf die Nachhaltigkeit
Unter dem Motto „tue Gutes und sprich darüber“ wurde im Rahmen der Kommunikationskampagne „Jeden Tag nachhaltig Skifahren“ in der vergangenen Saison fast täglich ein Nachhaltigkeitsprojekt aus Österreichs Skiregionen präsentiert.
Der Gesamtenergieverbrauch pro Skifahrer und Tag liegt bei nur 18,0 kWh. „Diese Erkenntnis hat viele motiviert, noch intensiver an der eigenen Energiebilanz zu arbeiten und noch besser zu werden“, so Erik Wolf. Um den Betrieben bei ihren Anstrengungen in Richtung Klimaneutralität professionell zur Seite zu stehen, entwickelte der Fachverband gemeinsam mit Experten ein CO2-Monitoringtool (die ISR hat berichtet). Mittels diesem können Unternehmen ihren eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen und branchenspezifische Maßnahmen quantifizieren. Auch können Effekte der einzelnen Maßnahmen dargestellt und Potenziale aufgezeigt werden.
In Zukunft wird noch mehr Fokus auf die klimafreundliche Anreise der Gäste gelegt. Maßnahmen wie „Im Nightjet zum Schnee“ gemeinsam mit ÖBB Railtours, aber auch neue alternative Mobilitätsformen sollen in den Skigebieten etabliert werden. Daneben wird der Ausbau erneuerbarer Energiequellen und der Einsatz modernster ressourcenschonender Technologien weiterhin forciert.