Trasse der 2. Teilstrecke knapp unter der Bergstation Brentenjoch
Bahnen

Neues Leben für Sessellift „Wilder Kaiser“, Kufstein

Der im Jahr 1971 erbaute und 2011 stillgelegte Einsessellift zum Brentenjoch wurde innerhalb von nur neun Monaten umfassend revitalisiert und instandgesetzt. Am 1. Mai 2015 nahm er seinen Betrieb wieder auf.

von: Roman Gric

Naturschutzgebiet Kaisergebirge

Nach einer Volksbefragung im Jahr 1961 wurde am 29. April 1963 auf Initiative der Kufsteiner Sektion des Alpenvereins der gesamte ­Wilde Kaiser unter Naturschutz gestellt. Durch bemerkenswerte Pionierleistungen gelang es damals, das Gebiet von 10.200 ha ­intakter Natur vor exzessiver Erschließung zu schützen. Trotz Kultstatus für Kletterer und Wanderfans bleiben Fauna und Flora ursprünglich und vielfältig. Tausend Meter hohe Abbrüche und spitze Kalkstein-Felsnadeln über sanften Almen verleihen dem ­Wilden Kaiser seinen Mythos.

Seit 1971 mit Einsessellift zum Brentenjoch

Im Jahr 1971 wurde von privaten Investoren über die Duxeralm zum Brentenjoch am Rande des Kaisergebirges ein in zwei Teilstrecken geteilter, etwa 2,5 km langer Einsessellift der Firma Swoboda gebaut. Damit wurde der Zugang zum dichten Netz von vielen Wanderwegen und Kletterrouten im Zahmen und Wilden Kaiser erleichtert. Im Jahr 2011 wurde der Betrieb des Sesselliftes jedoch eingestellt. 

Revitalisierung des Sesselliftes

Mit der Stilllegung der – abgesehen vom Schrägaufzug zur Festung Kufstein – einzigen touristischen Seilbahn in Kufstein wollte man sich nicht abfinden. Es wurde nach Möglichkeiten zur Wiedereröffnung der Seilbahn gesucht. Die ­Lösung wurde schließlich bei den Stadtwerken Kufstein gefunden, die dem Sessellift „Wilder Kaiser“ neues Leben eingehaucht haben. 

Da sich die Bahn im Naturschutzgebiet befindet und eine Betriebsbewilligung für eine neue Seilbahn unrealistisch gewesen wäre, war von Anfang an klar, dass die Trassenabmessungen und das Bahnsystem in Form eines Einsesselliftes beibehalten werden mussten.

Nach grundsätzlichen Revisionen konnten die Stützenschäfte, Seilscheiben und die fahrbaren Brückenantriebe beider Teilstrecken mit Spanngewichten beibehalten werden, Betriebs- und Sicherheitsbremsen wurden umgebaut, beide Kissling-Blockgetriebe wurden ­einer Generalsanierung unterzogen. Alle sonstigen seilbahntechnischen und elektrotechnischen ­Teile wurden erneuert. Formschön und bequem sind die 190 neuen Einersessel, die nun mit Überkopfbügeln ausgestattet sind. Zur Beförderung von Hunden sind an ­jeder Teilstrecke je zwei Sessel mit Tier-Transportbehältern versehen. An jedem zweiten Sessel ist ein Bike-Halter befestigt. Mit der Planung und Realisierung des seilbahn- und elektrotechnischen Teiles der Generalsanierung wurde die Firma Doppelmayr unter der Feder­führung von Ing. Robert Klausecker beauftragt.

Beide Antriebe befinden sich in der Mittelstation, in den Gegensta­tionen sind starre Umlenkscheiben. Als Notantrieb dient pro Teilstrecke je ein Dieselmotor mit Hydrostat.

Auch die Stationsgebäude inklu­sive Sanitäranlagen in der Tal- und Mittelstation wurden grundsätzlich erneuert, entlang der ganzen Trasse wurden im schwierigen Gelände neue Steuerkabel und Lichtwellenleiter verlegt. Die Stadt­werke Kufstein, die die Kosten der ­Generalsanierung von 3,9 Mio. Euro getragen haben, haben auch den Betrieb der neuen Bahn übernommen. Als kompetenter Partner wurden die Bergbahnen Ellmau-Going gefunden, welche neben der Betriebsleitung auch das Personal stellen. Nach einem nur neun Monate andauernden Umbau konnte der Kaiserlift am 1. Mai 2015 wieder in Betrieb genommen werden. 

Sanfter Tourismus

Der Kaiserlift in Kufstein ist die einzige Aufstiegshilfe in das Natur­schutzgebiet Wilder Kaiser. 

Nach einer gemütlichen 20-Minuten-Fahrt erreicht der Fahrgast die auf 1.200 Höhenmeter gelegene Bergstation Brentenjoch. Hier befindet sich eine intakte Bergnatur mit herrlichen Wanderwegen, „Bewusstseinsplätze“, Aussichtsgipfel und traditionelle Hüttenkultur.

„Unsere Devise heißt ‚zurück zur Natur’, Entschleunigung und kein Massentourismus. Um das Bewusstsein zur Wahrnehmung der Naturkulisse des Kaisergebirges zu steigern, wurden an ausgewählten Standorten Kraftplätze eingerichtet. Die Bahn ist vom 1. Mai bis 

31. Oktober im Betrieb, ein Winter­betrieb ist nicht geplant.“, so die Geschäftsführer der Stadtwerke Kufstein, Ing. Markus Atzl und Wolfgang Gschwentner.

Durch die Partnerschaft der Bergbahnen Ellmau-Going mit dem Kaiserlift Kufstein eröffnen sich für alle Wander- und Naturfreunde neue Perspektiven durch die Mitgliedschaft im Erlebnis-Wanderpass der Bergbahnen Wilder Kaiser Brixental und der Kitzbühler Alpen Bergbahnen. So ist auch jeder Erlebnis-Wanderpass für eine Berg- oder Talfahrt mit dem Kaiserlift in Kufstein gültig. Dadurch wird der Kaiserlift ein Teil des Bergerlebnisses der Skiwelt Wilder Kaiser Brixental.

Blick von der 2. Teilstrecke zur revitalisierten Mittelstation Duxeralm.
Der alte Kaiserlift der Firma Traunsteinwerkstätten Swoboda, Schloss Oberweis, im Bild die Mittelstation Duxeralm

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