Tourismus

Müssen die Seilbahnen zukünftig verstärkt in das Beherbergungsgeschäft einsteigen?

Ein Beitrag von Dr. Simon Gspan, Geschäftsführer der ETB Edinger Tourismusberatung GmbH

Die Seilbahnwirtschaft ist der Motordes Wintertourismus. Die Skigebietemit den Aufstiegsanlagen sind der Hauptattraktionsfaktor und das ausschlaggebende Motiv für den Urlauber im Winter. Selbstverständlich braucht es auch die Beherbergungsbetriebe, in denen die Skifahrer Unterkunft und Verpflegung und so manche andere zusätzliche Annehmlichkeit erhalten. Seilbahnwirtschaft und Beherbergung bilden seit jeher eine Zweckgemeinschaft, es braucht beide Angebote, damit der Wintertourismus funktioniert – zumindest in jenen Gebieten, in denen der Aufenthaltstourismus die dominierende Rolle spielt.

Die Entwicklung des Wintertourismus wurde bislang maßgeblich von der Weiterentwicklung dieser beiden Angebotsträger bestimmt. Die Seilbahnwirtschaft kümmerte sich um die Attraktivierung und den Ausbau der Skigebiete und war um die Schneesicherheit (Beschneiung) bemüht. Aufgabe der Beherbergungswirtschaft war und ist es, ausreichend qualitativ zufriedenstellende und den Erwartungen der Gäste entsprechende Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, zu attraktiven Preisen.

In dieses über Jahre hindurch gut funktionierende „Getriebe“ scheint nun mancherorts Sand hinein zu geraten. Während der Investitionswille und die Investitionstätigkeit in der Seilbahnwirtschaft nach wie vor ungebrochen sind, gibt es in der Beherbergungswirtschaft zunehmend Probleme. Die Statistik zeigt, dass z. B. allein Tirol in den letzten zehn Jahren im Winter ca. 14.000 Betten verloren hat. Hotels stagnieren,viele Orte haben zu wenig Hotelbetten, viele Hotels sind zu klein, sind überaltert, es wird nicht investiert, „Kühe werden ausgemolken“. Vielen Beherbergungsbetrieben in unseren Wintersportorten fehlt das Kapital zur notwendigen Erneuerung und Attraktivierung. Die derzeitige Finanzkrise und damit einhergehende restriktive Kreditvergabe der Banken erleichtert die Situation nicht gerade.

Viele Betriebe stehen in immer dichter verbauten Ortszentren und haben keine Grundstücksreserven mehr. Vielen Hoteliersfamilien fehlen die Nachfolger. Es ist unsicher, ob diese Betten auch zukünftig noch zur Verfügung stehen werden. Neue Betriebe entstehen kaum noch. Rückläufige Nachfrage ist die Folge. Für die Seilbahnwirtschaft drohen somit zunehmend die notwendigen Bettenkapazitäten weg zu brechen, die Basis der Wochengäste wird geringer. Dieser drohenden Entwicklung gilt es entgegen zu steuern.

Es zeichnet sich zunehmend ab, dass die Seilbahnwirtschaft zukünftig immer stärker auch die Funktion des Hotelbetreibers übernehmen wird müssen. Sie wird notfalls selber Betten neu bauen, andererseits aber auch als Betreiber führungsloser Beherbergungsbetriebe fungieren. Es wird verstärkt Kooperationen und Pachtverträge mit bestehenden Betrieben geben, um die notwendigen Bettenkapazitäten auf Dauer sicher zu stellen. In verschiedenen Orten funktioniert das schon sehr gut, sind die Seilbahner auch durchaus erfolgreiche Hoteliers oder an neuen Hotelkonzepten beteiligt. Die Seilbahnbetreiber werden sich also zukünftig darauf einstellen müssen, nicht nur die Aufstiegsanlagen zu optimieren, eine lückenlose Beschneiung sicher zu stellen, das Pistenangebot zu pflegen und die Berggastronomie zu sichern. Sie werden auch für eine ausreichende Zahl an qualitativ entsprechenden Betten Sorge tragen müssen, um die Auslastung „unter der Woche“ zu sichern.

Die Verfügungsmacht über Lifte und Betten wird ihnen eine neue Basis für effektive Vermarktungsaktionen bieten. Leichter haben es jene Skigebiete, die über eine genügend starke Hotelbasis verfügen. Das anerkannte Modell der Mountain Resorts oder einiger französischer Skistationen kann hier durchaus als Vorbild genannt werden, wobei es in unseren Skigebieten die speziellen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen zu berücksichtigen gilt.Eine vernünftige Vernetzung der Freizeitinfrastrukturen mit den Beherbergungsbetrieben könnte für eine perfekte Qualitätsdienstleistungskette sorgen.

Simon Gspan


Foto: Congress Messe Innsbruck

Extremwetterereignisse wie Dürre, Starkregen, Muren oder Hochwasser haben sich in Europa deutlich gehäuft. Die Inter-Alpine Natural Hazards Conference…

Weiterlesen

Die Büros der ISR sind in den Weihnachtsferien geschlossen. Wir freuen uns darauf, nach unserer Weihnachtspause ab 7. Jänner 2025 mit Ihnen gemeinsam…

Weiterlesen
Foto: Erwin Petz

Das Skischulzentrum ermöglicht eine professionelle Betreuung der Kinder in unmittelbarer Pistennähe. Ein neues Förderband ermöglicht den Aufstieg für…

Weiterlesen
Foto: Leitner

Mit der 10er-Kabinenbahn am Rosskopf in Sterzing feiert die Technologie LeitPilot von Leitner als Vorstufe für automatisierte Seilbahnen ihre Premiere…

Weiterlesen
Foto: Seilbahn Museum Schweiz

Ein historischer Steinseilbahnwagen aus Toggenburg ist der interessante Neuzugang im "Seilbahn Museum Schweiz".

Weiterlesen
Foto: C. Mantona

Die "Standseilbahn Rosshütte" in Seefeld in Tirol ist im Sommer der Hauptzubringer vom Tal in das beliebte Ski- und Wandergebiet Rosshütte und somit…

Weiterlesen
Foto: Garaventa AG

Das Großprojekt „Schilthornbahn 20XX“ in der Schweiz umfasst den vollständigen Neubau der Seilbahnverbindung von Stechelberg bis zum Schilthorn. 

Weiterlesen
Foto: Bergbahnen Fieberbrunn

Rund 200 geladene Gäste feierten die Einweihung der Anlage, die als nächster Meilenstein in der Entwicklung der Bergbahnen Fieberbrunn in Tirol gilt.

Weiterlesen
Foto: WKV/Frederick Sams

Studien zeigen, dass es in Vorarlberg auch in den nächsten 30 Jahren noch ausreichend Schnee zum Skifahren geben wird, aber der Saisonstart im…

Weiterlesen
Foto: www.michaelbauerphotography.de

Pünktlich zum Start der Wintersaison nehmen zwei neue Seilbahnen von Leitner am Ochsenkopf im Fichtelgebirge in Bayern (D) und am Hauser Kaibling in…

Weiterlesen
Foto: Harald Steiner

Mit einem Festakt wurden am 4. Dezember 2024 die neue 10er-Kabinenbahn „Rohrmoos I“ sowie das moderne „Wintersportzentrum WEST“ offiziell eröffnet. 

Weiterlesen
Foto: R. Gric

In Chamonix (F) hat die Doppelmayr-Gruppe eine neue Kabinenbahn mit vielen Extras von der Bergstation der Montenvers-Zahnradbahn hinunter zum…

Weiterlesen
Foto: Chris Gollhofer

Unter dem Motto „Seilbahnen im Wandel“ diskutierte am 2. Dezember in der Wirtschaftskammer Tirol in Innsbruck die Branche über aktuelle…

Weiterlesen
Foto: Lech Bergbahnen AG

Die Lech Bergbahnen AG investiert in neue Schneeerzeuger und in moderne Technik für die Pistenfahrzeuge sowie Lawinenwächter. Das Corporate Design…

Weiterlesen
Foto: Jungfraubahnen 2019

Den Zuschlag für die Erneuerung der "Firstbahn" inklusive einer zusätzlichen Sesselbahn erhält die Doppelmayr-Gruppe/Garaventa. An die Firma Leitner…

Weiterlesen