Vor der atemberaubenden Kulisse der Eiger Nordwand informierten sich Seilbahner aus der Schweiz, Deutschland, Italien und Österreich über die neuesten Entwicklungen und Trends.
Mike Bartel hatte auch heuer wieder ein exzellentes Programm mit namhaften Experten zusammengestellt, wobei der Gast aus den USA, Michael Berry, Präsident der NSAA (National Ski Areas Association), extra für diese Veranstaltung nach Grindelwald gekommen war.
Absoluter Höhepunkt der Veranstaltung war die Fahrt vom Bahnhof Grindelwald mit der Zahnradbahn bis zum Jungfraujoch in 3.454 m Seehöhe. Bereits die Stopps beim Eigergletscher, in der Eigerwand und beim Eismeer waren die passende Ouvertüre für die überwältigende Kulisse, die von der Aussichtsplattform der Sphinx zu sehen war. Der Blick auf Jungfrau, Mönch und den Großen Aletschgletscher – mit 23 km der längste Eisstrom der Alpen – machte viele Besucher atemlos; vielleicht war auch die ungewohnte Höhe daran Schuld.
Top of Europe – mit diesem Slogan wird weltweit für den Besuch des Jungfraujochs geworben, wie Urs Kessler, CEO der Jungfraubahnen, erklärte. 85% der Gäste kommen nur einmal im Leben, um dieses UNESCO-Weltkulturerbe zu sehen, daher hat Besuchermarketing erste Priorität. Besonders der asiatische Raum wird seit mehr als zehn Jahren intensiv bearbeitet und stellt mit 60% den Hauptanteil an den 630.000 Gästen, die 2008 das Jungfraujoch besucht haben. Der Masterplan 2020 mit der Vision von zehn Monaten Hochsaison und 1 Mio. Gästen jährlich ist laut Urs Kessler bereits in Umsetzung. Mit einem Investitionsvolumen von 56 Mio. CHF (34 Mio. EUR) werden u. a. neue 126 m lange Zugsgarnituren (Panoramawagen) bestellt, die eine kürzere Fahr- und Wendezeit ermöglichen.
Zweistellige EBIT-Marge
Die Jungfraubahnen sind auch in der Preispolitik konsequent und können den Einheitspreis von 133 CHF (81 EUR) für die Fahrt auf das Jungfraujoch am Markt durchsetzen. Das sichert die vorgegebenen Ziele einer zweistelligen EBIT-Marge und eines zweistelligen ROI
Die Vorträge im Einzelnen
Achim Feige von brand:trust. stellte die Frage nach den Trends, welche die Zukunft bestimmen, mit dem Ziel zu erkennen, was morgen attraktiv sein wird.
Dazu zählt beispielsweise der Transformationskonsum – ich konsumiere, um ein besserer Mensch zu werden. Der Urlaub wird immer mehr zu einer Reise ins Ich – von Wellness zur Selfness.
Feige nennt das Beispiel Nespresso als Ausdruck für Inspirationskonsum und ortet überhaupt den Wechsel von Protz zur Kennerschaft und erwähnt hier das Beispiel Wein- und Gourmetreisen. Erfreulicherweise wollen die Kunden trotz Krise ethisch konsumieren – das bedeutet: Good Brands werden langfristig vom Kunden bevorzugt.
Kurt Matzler definierte an Hand einer Befragung von 700 Unternehmen die Treiber des Erfolgs, um mit Exzellenz an die Spitze zu kommen:
1. Der Erfolg des Unternehmens entscheidet sich weniger am Markt als im Unternehmen,
2. Innovationen beruhen auf Kernkompetenzen,
3. Einzigartigkeit ist wichtiger als Wachstum und Größe,
4. Top-Unternehmen haben starke Marken,
5. Innovationsfähigkeit ist eine Frage der Unternehmenskultur,
6. Das Management von Top-Unternehmen hat eine ausgeprägte Innovationsorientierung,
7. Lassen sie das richtige Maß an Intuition zu.
Klaus-Dieter Koch, Managing Partner von brand:trust. stellte die Frage: Wie viel Markenexzellenz braucht der Berg?
Er meint: „Es geht nicht um das Logo oder den Namen, es geht um die Bedeutung dessen, was der Kunde erfasst, und die Marke sei als Managementsystem zu verstehen.
Auf die aktuelle wirtschaftliche Krise eingehend, erläuterte Koch, wie man als Unternehmen in stagnierenden Märkten wachsen kann:
1. Stagnierende Märkte sind nichts Neues,
2. Krise ist keine Ausrede – Konjunkturen sind vielschichtig,
3. Märkte werden in Krisen neue verteilt,
4. In Krisen kann man „Duftmarken“ für die Zukunft setzen,
5. Blaue Ozeane suchen und erschließen,
6. Schlank, beweglich und kompetent bleiben – in der Krise bewährt sich „Können“,
7. In schlechten Zeiten kann man nicht sparen,
8. Wenn Unternehmen Kunden und Mitarbeiter als austauschbar ansehen, werden das Kunden und Mitarbeiter genauso sehen,
9. Nicht den Preis senken, sondern den Mehrwert erhöhen,
10. Wenn das Volumen stagniert, sollte der Veredelungsgrad erhöht werden.
Provokativ stellte Koch an die Seilbahner die Fragen, was sie denn gemacht hätten, um Erstbesucher zu Stammgästen zu machen, oder wo gibt es die Bergbahn, die Angebote speziell für Frauen hat?
Christof Heim, verantwortlich für den Ersatzteilvertrieb bei Kässbohrer, stellte das neue PistenBully-Serviceportal vor. Seit der Interalpin 2009 völlig überarbeitet, ermöglicht die neue Konzeption nun direkte und effiziente Kommunikation und damit zentralen Zugang zu Unternehmens-, Produkt- und Serviceinformationen. Der Zugriff ist rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr möglich und ist damit der schnellste Weg zum original PistenBully-Ersatzteil.
Telemetric bzw. Tele-Command ermöglichen den Fernsupport auf den PistenBully des Kunden vor Ort und damit eine raschere Diagnose und weniger Kosten.
Das SnowSat Datensystem dient der Standortbestimmung und des weiteren dem Datenmanagement zur Beurteilung der Flächenleistung. Eine weitere Ausbaustufe ermöglicht die Schneetiefenmessung auf 10 cm genau.
Diese Flexibilität im Support garantiert die optimale Einsatzbereitschaft der PistenBullys und damit exzellente Pistenpflege.
Michael Berry, Präsident der NSAA (National Ski Areas Association) erklärte an Hand von Ergebnissen einer Studie über den amerikanischen Markt, dass die nächsten zehn Jahre für die Seilbahngesellschaften entscheidend sein werden. Dem demographischen Wandel und der kontinuierlich abnehmenden Zahl von Einsteigern in den Skisport muss entgegengewirkt werden. Erstmals war in der in der Saison 2007/08 ein Rückgang der Gäste zu verzeichnen, der nicht wetterbedingt war. Für Berry ist der Saisonpass-Kunde besonders wichtig. Da die Jahreskarten überwiegend in den Monaten Mai und Juli verkauft werden, ist für das Unternehmen der Cash-Flow der nächsten Saison frühzeitig verfügbar. Der durchschnittliche Preis für ein Tagesticket in den USA beträgt 82,50 USD (55,20 EUR), wobei einige Skigebiete diesen heuer auf 100 USD (66,90 EUR) erhöhen werden. Interessant in diesem Zusammenhag ist, dass die Skigebiete mit dem höchsten Tagespreis den geringsten durchschnittlichen Ertrag lukrieren. Der Grund liegt in der überproportional hohen Zahl von verkauften Saisonkarten und Packages mit hohen Nachlässen. Berry appelliert an die Seilbahner, den Einsteiger in den Skisport wie einen Profi zu behandeln, damit er auch wieder kommt. Damit kann langfristig die Dropout-Rate bei Einsteigern gesenkt werden. Für alle Gäste in den Skigebieten soll am Ende des Tages der Spaß über das ausgegebene Geld und die Mühe der an- und Abreise überwiegen.
Vendelin Coray, Direktor der Savognin Bergbahnen erläuterte, wieso Bergbahnen neue Dienstleistungen anbieten müssen. Um dem Gast das Gesamterlebnis am Berg professionell, vor allem im Sommer, zu präsentieren, wurde mit NTC Sport ein Partner gefunden, der dies professionell umsetzen konnte. Das Ergebnis sind Steigerungen in allen Bereichen, bei den Übernachtungen, den Gästen am Berg – vor allem im Sommer, und auch in der Berggastronomie.
Zum Thema „Sommer kann ein Geschäft sein“ referierte Helmut Müller, Geschäftsführer der Input Projektentwicklungs GmbH. Nach einer Studie des MCI wollen nur 7% der Befragten den Sommer in den Bergen verbringen (im Winter 40%). Liegt diese Diskrepanz im touristischen Angebot am Berg? Laut Müller bedarf es einer neuen Zielsetzung für den Sommer: Bewegung – Natur – Spaß – Erlebnis. Dieses magische Viereck für den Sommerurlaub in den Bergen soll vor allem junge Menschen ansprechen. Müller bezeichnet den Berg als Schauspielhaus: „Der Berg ist wie eine Bühne, die bespielt werden muss.“ Es genügt nicht, Beispiele aus anderen Destinationen zu übernehmen, sondern es muss ein eigenständiges Konzept entwickelt werden, und „im Sommer soll man nicht kleckern, sondern klotzen!“
Am Beispiel einiger Destinationen zeigte Werner Stark, Geschäftsführer pronatour, die Resultate professioneller Entwicklung und Umsetzung von Erlebnisprojekten. Wie den Triassic-Park auf der Steinplatte/Waidring, den 5fingers am Dachstein und den Six Senses-, einen Genuss -Erlebnisweg in Serfaus. Derzeit in Entwicklung ist eine Aussichtsplattform in Kaprun. Diese wird an der Dammkrone der 200 m hohen Kölnbreinsperre errichtet und ermöglicht einen spektakulären Ausblick auf den Stausee.
Jörg Eugster, CEO von Topin.travel, einem Internetportal zur Vermarktung von Freizeitangeboten zeigte die vielfältigen Möglichkeiten des Web zur Vermarktung von Destinationen auf. Denn die neuen Technologien verändern grundlegend die Kommunikation mit den Gästen. Da sich die junge Generation überwiegend im World Wide Web informiert, ist eine optimale Verlinkung mit den „Social Networks“ und die Präsenz auf den wichtigen Freizeitportalen ein wesentlicher Faktor zur Kundengewinnung.