Die ISR hat bereits in Ausgabe 5/2017 (S. 42) das von Dr. Christian Ortner entwickelte und patentierte Hinderniswarnsystem vorgestellt, das sich für die in den Alpen zahlreich verbreiteten Pendelbahnen für Material- und Personentransporte besonders eignet und viele Vorteile bietet, wie Ersparnis eines besonderen Trägerseiles samt Stützen und Verankerungen für die konventionellen Warnkugeln, wesentliche Erleichterung der Wartung z. B. beim Ausbleichen der Farben und Ausschluss des Risikos, dass das übliche Trägerseil neben den Klemmstellen bricht und die Kugelkette abstürzt, weil das Seil zu Inspektionszwecken nicht mehr zugänglich ist, es sei denn, man legt es ab. Wie berichtet wird der Warnkörper, der einen Tunnel für die Passage des Fahrwerks aufweist, von unten an das Tragseil geklemmt und ist daher für Wartungszwecke vom Fahrzeug aus jederzeit leicht zugänglich.
Die lange Durststrecke war nicht nur dadurch bedingt, dass der Zulassung einer innovativen Technik, die als „Sicherheitsbauteil“ einzustufen ist, bürokratische Hürden entgegen stehen: Die Windkanalversuche als Vorbereitung der CE-Zertifizierung, die auch zur Entwicklung des Spoilers an den Kugeln führten, der übermäßiges Pendeln oder gar Rotation um das Tragseil verhindert, waren im Jänner 2018 abgeschlossen, im Juni 2018 lag die von der Prüfstelle WPK Austria GmbH Kaprun begleitete CE-Zertifizierung vor. Kurz vor der seilbahnrechtlichen Zulassung jedoch entschloss sich der Anlagenbetreiber, zwecks Reduktion der laufenden Kosten, die Anlage aus dem Seilbahnrecht herauszunehmen und als gewerbliche Betriebsanlage neu zuzulassen. Nachdem die Zeichnungen aus dem Jahr 1964 vielfach verblichen und teilweise nicht mehr aktuell waren und etliche Umbauten stattgefunden hatten, die nur mangelhaft dokumentiert waren, war dazu ein großer Aufwand an „reverse engineering“ erforderlich. Das hatte aber sein Gutes: Die Kugeln, die seit Frühjahr 2018 auf dem windausgesetzten Seilfeld 2 der Materialseilbahn vom Vilsalpsee (Tannheim, Tirol) zur Traualpe montiert waren, konnten über zwei Winter und etliche Stürme hindurch beobachtet werden. Die Bedenken, die seitens der Seilbahnbehörde anfangs geäußert worden waren, konnten zerstreut werden – die Ergebnisse der Windkanalversuche haben sich in der Praxis bestätigt. Nun ist die Anlage zugelassen, abgenommen und in Betrieb. Damit steht das innovative Hinderniskennzeichnungssystem auch für ähnliche Seilbahnsysteme zur Verfügung, für die ein konventionelles System sehr hohe Errichtungs- und Folgekosten haben würde.