In Adelboden am Ende des Engstligentals wurde schon im Jahr 1873 die erste Fremdenpension gebaut. Nach der Eröffnung der Zufahrtstraße im Jahr 1884 folgten bald weitere Hotels, zuerst nur für Sommerbetrieb. Ab 1901 etablierte sich Adelboden auch als Winterkurort.
Die erste Seilbahn im Gebiet auf die Engstligenalp wurde schon im Jahr 1937 als eine für den Warentransport konzessionierte und vom Regierungsrat des Kantons Bern auch für die Personenbeförderung zugelassene Pendelbahn mit 4er-Kabinen eröffnet. Sie war nach dem legendären Wetterhornaufzug (in Betrieb 1908 – 1914) die zweite öffentliche Luftseilbahn im Kanton Bern.
Heute gibt es in Adelboden 24 Hotels, 800 Ferienwohnungen, 28 Gruppenunterkünfte, drei Campingplätze und 40 Restaurants. Adelboden ist Teil der Skiregion Adelboden-Lenk. Mit 204 Pistenkilometer, 70 Seilbahnen und Schleppliften, über 30 Fun-Anlagen und mit der berühmten Weltcup-Riesenslalompiste am Chuenisbärgli gehört Adelboden-Lenk zu den Top4-Skigebieten im Berner Oberland.
Neue Gebietsgestaltung in den 1990er Jahren
Adelboden ist ein sehr abwechslungsreiches Gebiet mit einer Vielzahl von topografisch selbstständigen Teilgebieten, die mittels Busdienst ab Adelboden-Dorf verbunden sind. Nicht zuletzt wegen dieser Umstände entstand in den 1980er Jahren die Idee einer umfangreichen Neuerschließung, die die touristische Bewirtschaftung der Sillerenalp oberhalb von Adelboden umfasste und den Neubau einer ausgedehnten Zubringer-Seilbahn beinhaltete. So wurde im Jahr 1990 die 6er-Kabinenbahn in zwei Teilstrecken vom Adelbodener Ortsteil Oey über Bergläger bis auf den Sillerenbühl mit einer Gesamtlänge von 4.365 m eröffnet. Diese von Von Roll gebaute Anlage mit Winter- und Sommerbetrieb ist heute wohl die wichtigste Seilbahn in Adelboden.
Verbindungsbahn zum Dorfzentrum
Gleichzeitig mit der Eröffnung des Silleren-Gebietes wurden die Erschließung und die Zufahrtssituation im Dorf Adelboden neu organisiert. Zur Verbindung des höher gelegenen Dorfzentrums mit der Talstation der Silleren-Bahn in Oey, wo sich Parkplätze befinden, wurde eine technisch einzigartige Seilbahn gebaut.
Es handelt sich um eine Einseil-Gruppenpendelbahn mit je einem Kabinenpaar pro Fahrbahn. Die zwischen die Häuser im Dorfgebiet eingefügte und teilweise über einen bewaldeten Graben führende Seilbahn hat ihre Talstation unmittelbar neben der Talstation der Silleren-Bahn auf 1.262 m ü. M., die Bergstation liegt in der Nähe der durch das Dorf führenden Hauptstraße. Die nur 439 m lange Trasse musste der bestehenden Bebauung angepasst werden, was eine Trassenführung mit einer Ablenkung von 27º nahe der Trassenmitte in die westliche Richtung verlangte.
Um die seitliche Ablenkung des Förderseils und die Durchfahrt der festen Seilklemmen durch die Kurve zu ermöglichen, befahren die Kabinen die Kurvenstütze in beiden Spuren auf der konvexen Seite der Kurve. Die Förderseilablenkung erfolgt durch mehrere horizontale Seilrollen, die abwechselnd mit den vertikalen Tragrollen auf der Kurvenstütze angebracht sind. Dementsprechend weisen auch die Trassenstützen asymmetrische Joche mit den Rollenbatterien auf. Die Rollenbatterien beider Fahrbahnen kragen auf die gleiche Seite aus und auch die Fahrzeuggehänge sind bei beiden Spuren auf die gleiche Seite orientiert. Die Kurvenstütze selbst ist eine komplexe Fachwerkkonstruktion mit einem einseitig auskragenden, mehrfach abgewinkelten Ausleger, an dem die Rollenbatterie-Gruppen fixiert sind.
Der Antrieb und die hydraulische Spanneinrichtung des Förderseiles sind in der Talstation angeordnet. Der ursprüngliche Gleichstromantrieb wurde im Jahr 2008 gleichzeitig mit der neuen Steuerung durch einen Antrieb mit Drehstrommotor und Frequenzumrichter ersetzt. Die von Gangloff gefertigten Zwölfer-Kabinen sind an je zwei Profilstahlgehängen aufgehängt und mit zwei Städeli-Festklemmen mit Federspeicher an das Förderseil geklemmt. Für eine optimale Besucherstromlenkung haben die Kabinen Türen auf beiden Seiten. Das Öffnen und Schließen der Kabinentür erfolgt mittels beweglicher Balken im Stationsboden. Im Sommer wird eine der vier Kabinen durch einen Transportwagen für Trottinetten (Downhill-Roller) ersetzt. In dieser Jahreszeit fährt die Bahn in der Regel mit 3,0 m/s, im Winter mit der Höchstgeschwindigkeit von 5,0 m/s.
Die vergleichsweise kleinvolumige Bergstation im Stil der Formensprache eines Berner Oberländer Chalets fügt sich gut in das Dorfbild ein, die Talstation ist in den Stations- und Infrastrukturkomplex der Silleren-Bahn eingebunden.
Ersatz der Sillerenbahn
Der Unterhalt der mittlerweile über 30 Jahre alten Zubringerbahn, der 6er-Kabinenbahn auf die Silleren-Alm, verursacht immer höhere Kosten. Zudem wird die bis 25 Minuten lange Fahrt den heutigen Komfortansprüchen nicht mehr gerecht. Gefragt ist also eine effiziente Ersatzlösung. Deshalb möchte die Bergbahnen Adelboden AG eine direkte Bahnlinie zwischen Oey und Silleren ohne Mittelstation auf Bergläger realisieren. Geplant ist eine 3.580 m lange Direttissima – eine komfortable 10er-Kabinenbahn der D-Line-Generation, welche die Talsenkung des Gilbaches in einer Höhe von 30 bis 40 m überfahren wird. Die neue Talstation soll direkt an den öffentlichen Verkehr angebunden werden, und die Fahrzeit wird sich auf weniger als elf Minuten verkürzen. Aktuell ist mit der Umsetzung dieses Vorhabens erst im Jahr 2026 zu rechnen. Wenn die Strecke Oey – Bergläger zurückgebaut wird, bleibt die Fahrt mit der bestehenden 6er-Kabinenbahn von Bergläger nach Sillerenbühl weiterhin gewährleistet. In Betrieb bleibt auch die Dorfbahn.