Entweder hat es zu viel oder zu wenig Schnee gegeben, in beiden Fällen keine optimale Ausgangslage für eine gute Wintersaison. Dazu ein Situationsbericht von Anfang März aus einer Pinzgauer Region mit hoher Reputation beim skifahrenden Volk: Die Pisten sind bestens präpariert, die Abfahrten reichen bis ins Tal, auch wenn es sich nur um weiße Bänder in einer grünbraunen Landschaft handelt. Dennoch sind die Parkplätze an den Talstationen voll besetzt und die Gäste von der gebotenen Qualität der Anlagen begeistert. Diese Begeisterung kommt der Seilbahnwirtschaft dieses Jahr besonders teuer zu stehen, weil sie nur durch aufwändige Präparierung und Totalbeschneiung an den wenigen kalten Tagen am Leben erhalten werden konnte. Auf der Einnahmenseite hingegen fehlen jene Tagesgäste und Kurzurlauber, die es statt auf die Piste in die nächste Therme gezogen hat oder die überhaupt auf einen Kurzurlaub im Winter verzichtet haben. Wie viele es waren, werden wir am Saisonende genau wissen.
Eine Alternative zum einmal eingeschlagenen Weg der ständigen Serviceverbesserung dürfte es aber für Hoteliers und Seilbahnbetriebe keine geben, wie ein kürzlich ausgestrahlter Beitrag des Bayerischen Rundfunks über Skizentren im Oberbayern zeigt: Leere Pisten und leblose Ortszentren, während nur 20 km entfernt im benachbarten Österreich die Wintersportzentren trotz aller Wetterkapriolen pulsieren. Kein Wunder, so der Bericht, weil in Österreich permanent in die Qualität investiert worden sei, die heimischen Hotels und Liftanlagen aber den spröden Charme der Siebziger ausstrahlen würden. Die übliche journalistische Akzentuierung einmal in Rechnung gestellt, bleibt als Fazit immer noch die unumstößliche Tatsache bestehen, dass an der unablässigen und leider auch kostenintensiven Arbeit an einem zeitgemäßen Angebot offenbar kein Weg vorbei führt.
Steht also nur zu hoffen, dass alle, die Österreich heuer die Treue gehalten haben, möglichst vielen ihrer Bekannten und Verwandten über ihre dabei gemachten positiven Erlebnisse erzählen. Was zumindest für den nächsten, hoffentlich „normalen“ Österreichwinter einen guten Einstieg bringen würde.
Helmut Zolles