Erste Erschließung vor 57 Jahren
Der Grünberg als vorgelagerte Erhebung am Beginn einer wunderschöner Berg- und Seen-Landschaft ist bereits in den Anfängen der Tourismus- und Wanderbewegung zu einem beliebten Ausflugsziel geworden. Bald nach dem 2. Weltkrieg kam immer stärker der Gedanke zur Errichtung einer Aufstiegshilfe, der letztlich am 14. September 1957 mit der Eröffnung einer 2.025 m langen Zweiseilumlaufbahn mit 4er-Kabinen nach dem System Wallmannsberger umgesetzt wurde. Die Seilbahntechnik, für die sich damals die VÖEST Linz verantwortlich zeichnete, kann als echte Pionierleistung bezeichnet werden, nicht zuletzt auch wegen des für eine Zweiseilumlaufbahn beachtenswerten Spannfeldes von 1.396 m. Die Steuerung lieferte Elin, die Seile Teufelberger und Felten & Guilleaume. Die Kabinen der ersten Grünberg-Seilbahn wurden von der Firma Traunsteinwerkstätten Swoboda geliefert, dem Vorgänger der Firma Carvatech, die auch die Kabinen der neuen Bahn gebaut hat.
Stillegung der alten Bahn und ungeplante Verhandlungspause
Die alte Bahn hat sich sicher in ihren letzten Betriebsjahren als Oldtimer-Bahn einen industrie-kulturellen Reiz behalten. Trotz einer teilweisen Modernisierung im Jahr 2001 wurde das Bahnsystem nicht verändert, und somit ist auch der hohe Personal- und Wartungsaufwand für diese in die Jahre gekommener Seilbahn hoch geblieben. Auch der Unfall an der alten Bahn am 16. Oktober 2004 (siehe ISR 8/2006, S. 43 - 45) hat ihrem Image geschadet und die Überlegungen für den Neubau beschleunigt.
Der Neubau, der bereits für die Jahre 2010/2011 vom Betreiber der Bahn, der Oberösterreichischen Seilbahnholding GmbH geplant wurde, musste schließlich wegen komplizierten Verhandlungen mit den Grundstücksinhabern um drei Jahre verschoben werden.
Bauphasen der neuen Bahn
Im Mai 2013 wurde mit dem Abtragen der Talstation begonnen, wobei während der Sommermonate Juli und August die Arbeiten eingestellt wurden, um die Ferienruhe am Traunsee nicht zu stören. Mitte September 2013 setzten die Arbeiten mit der Gründung der neuen Talstation wieder fort. Wegen der aus Seeanlandungen bestehenden oberen Bodenschichten musste die Talstation mittels 35 bis zu 17 m tiefen Pfählen auf einem ausreichend tragfähigen Gestein gegründet werden. Die Grünberg-Seilbahn war wohl die einzige Seilbahn, der das milde Wetter des Winters 2013/2014 zugute kam, weil die Bauarbeiten an beiden Stationen und an beiden Trassenstützen während der Wintermonate planmäßssig fortgesetzt werden konnten. So konnte die Grünberg-Seilbahn Mitte Juni 2014 rechtzeitig vor der Hauptsaison eröffnet werden.
Maßgeschnittene Seilbahntechnik
Die neue Seilbahn wurde als klassische zweispurige Pendelbahn mit Doppeltragseiltechnik und mit einer endlosen Zugseilschleife gebaut. Alle vier Tragseile sind in beiden Stationen an Seiltrommeln fest verankert. Das Zugseil ist mit den 16-rolligen Laufwerken (ohne Fangbremsen) mittels zweier Seilklemmen verbunden, die das vorgeschriebene Versetzen der Kabinen nach 200 Betriebsstunden problemlos ermöglichen. Die ersten 1.440 m vom Tal bis zur Stütze Nr. 1 am Rande des Gipfelplateaus wurden im einzigen Spannfeld überwunden, nahe der Bergstation gibt es noch die Stütze Nr. 2. Das Zugseil wird in der Talstation mit einem Spanngewicht gespannt und in den Spannfeldern auf insgesamt 14 Seilreitern geführt – im ersten Spannfeld sind es fünf Seilreiter pro Fahrbahn und in den kürzeren Seilfeldern je ein Seilreiter pro Fahrbahn. Der Stützenkopf der Stütze Nr. 1 und die Seilreiter sind zwecks Markierung als Luftverkehrshindernis rot gestrichen. Der Haupt- und Notantrieb befindet sich in der Bergstation.
Die Bahn kann an Spitzentagen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 10,0 m/s fahren (8,0 m/s über die Stützen), wobei jedoch die Kabinen mit Kabinenbegleiter besetzt werden müssen. Im Normalbetrieb fährt die Bahn personalsparend mit 7,0 m/s ohne Wagenbegleiter, bei mässigem Betrieb können die Fahrgäste die einzigartige Aussicht auf Gmunden und den Traunsee auch mit 5,5 m/s genießen.
Die knappen Grundstücksverhältnisse im verbauten Bereich der Talstation haben es nicht ermöglicht, einen breiten Bahnsteig für beide Kabinen zu bauen. So mussßte das Planungsbüro Salzmann mit dem Hersteller der Seilbahntechnik Steurer eine im Seilbahnbau wohl einzigartige Lösung finden. Die Tragseilschuhe beider Bahnspuren wurden in der Talstation sehr knapp nebeneinander mit einem Abstand zwischen den Schuhkonstruktionen von nur etwa 15 cm angebracht. Somit hat sich die Fahrbahnspur zwischen der Kabine Nr. 1 und Nr. 2 im Tal (vermessen zwischen beiden Spurachsen) von nur 90 cm ergeben. Dies war natürlich nur dank der gewählten großen Spurweite von 10,25 m auf der Stütze Nr. 1 möglich, um bei der Kabinenkreuzung in der Trassenmitte unterhalb dieser Stütze die erforderliche Freigängigkeit zu erreichen. Die Spurweite der Trasse variiert so zwischen 0,90 und 10,25 m.
In der Talstation wurden die Bahnsteige mit zwei ausklappbaren Schiebebahnsteigen zur Überwindung der etwa 90 cm breiten Lücke zwischen Bahnsteig und Kabine versehen. Sie sind unter dem festen Bahnsteig eingeschoben und schieben sich an der entsprechenden Kabinenseite immer erst nach der Einfahrt der Kabine knapp vor dem Türröffnen hinaus. Die Bahnsteige beider Stationen sind mit Glaswänden von den Kabinen völlig getrennt und mit eigener an die Kabinentür angepasster automatischer Tür versehen. Dies ermöglicht einen raschen und kollisionsfreien Fahrgastwechsel.
Die Kabinen der Grünberg-Seilbahn haben wir im Detail bereits in ISR 3/2014 vorgestellt. „Uns ist sehr wichtig, dassß das Multimediasystem in den Kabinen völlig von der Seilbahnsteuerung getrennt ist, was einen unerwünschten Einfluss auf die Steuersignale vermeidet. So können wir aktuelle Informationen vom Schreibtisch direkt an die vier Bildschirme in jeder Kabinen übertragen. Und was die Seilbahntechnik betrifft, da haben wir bereits bei den Dachsteinbahnen I und II (Obertraun – Krippenstein) mit den Pendelbahnen von Steurer gute Erfahrungen gemacht. Die neue Grünberg-Seilbahn hat als Ausflugsbahn mit reinem Sommerbetrieb von April bis Mitte November dank sorgfältiger Planung und Anpassung an alle Bedürfnisse unsere Erwartungen einwandfrei erfüllt und wird auch von den Gästen sehr positiv aufgenommen“ teilte Alfred Bruckschlögl, Geschäftsführer der Oberösterreichischen Seilbahnholding, der ISR mit.