Winteridylle an der Bergstation der 6er-Sesselbahn Zeiger.
Foto: Stadt St. Blasie
Bahnen

Feldberg – Aufschwung eines Gebietes mit 125-jähriger Tradition

Im Gebiet, wo der Skilauf seit 125 Jahren seine Heimat hat, wurde zur Wintersaison 2015/2016 eine moderne 6er-Sesselbahn von Leitner ropeways eröffnet.

von: Roman Gric

125 Jahre Skilauf im Schwarzwald

Die Besteigung des Feldbergs mit „norwegischen Schneeschuhen“ durch den französischen Konsulatssekretär Dr. Pilet im Februar 1891 gilt als erstes nachweisbares Betreiben des Skisports im Schwarzwald. Bald wurde der Skisport im Schwarzwald sehr populär und bereits seit 1892 wurden hier auch die Skier fabrikmäßig produziert. Im Jahr 1900 wurden auf dem Feldberg die ersten deutschen Skimeisterschaften veranstaltet.

Bereits im Jahr 1908 wurde in ­Eisenbach-Schollach im Schwarzwald der höchstwahrscheinlich welterste Schlepplift gebaut. Aus heutiger Sicht wäre der Lift sicher ein Umweltpreisträger, weil er von einem Wasserrad angetrieben wurde. Mit dem Ausbruch des 1. Weltkriegs wurde die Anlage abgebaut, heute werden auf dem Hang Kartoffeln angebaut.

Zwischen 1910 und 1930 fanden am Feldberg zahlreiche Wintersport-Meisterschaften statt und das Hotel Feldberger Hof wurde zur „ersten Adresse“ des Winterurlaubs. Großindustrielle wie Wilhelm Opel unterstützten die Entwicklung des Skisports im Schwarzwald. Im Jahr 1922 wurde im Feldbergwald die erste Sprungschanze gebaut. Auch die Ära der Schlittenseilbahn ging am Feldberg nicht vorbei, im Jahr 1939 war hier solch eine Anlage kurzfristig in Betrieb. 

In den 20er Jahren war der Feldberg das „St. Moritz“ der damaligen Zeit, neben den jungen Leuten aus der „High Society“ tummelten sich am Feldberg dank der guten Verkehrsverbindung mit der Höllen­talbahn und Erschließung der Schwarzwaldtäler durch neue Straßen auch die Massen, vor allem aus dem nahe gelegenen Freiburg.

Die ersten zeitgemäßen Schlepplifte, die Poma-Lifte, wurden nach dem 2. Weltkrieg am Feldberg von den französischen Besatzungstruppen gebaut. Im Jahr 1951 folgte der erste Einsessellift, der im Jahr 1982 seinen zehnmillionsten Besucher begrüßen konnte. Im Jahr 1983 wurde er durch eine Doppelsesselbahn ersetzt. Ab 1960 begann sich das alpine Skigebiet Feldberg zu seiner heutigen Ausdehnung zu entwickeln.

Seit 1999 neue „Chamäleon“-Seilbahn

Im Jahr 1999 wurde am Feldberg als erste leistungsstarke Bahn im Gebiet eine ungewöhnliche Seilbahn von Doppelmayr gebaut (siehe ISR 8/1999, S. 34). Im Sommer befördert die Feldbergbahn in fünfzehn 8er-Kabinen bis zu 800 Touristen stündlich von den Parkplätzen am Feldberger Hof zum Seebuck und im Winter bringen 55 Sessel mit Schutzhauben an derselben Anlage, die nun 6er-Sesselbahn Seebuck heißt, bis zu 3 000 P/h auf den Berg. Die Seebuck/Feldbergbahn wurde auch mit ­einem „Vorgänger“ des Seillageüberwachunchssystems RPD ausgerüstet – es signalisiert optisch und akustisch die aktuelle Seilposition, greift aber in die Steuerung nicht ein. Die 900 m lange Bahn überwindet 175 Höhenmeter und im Sommer erschließt sie den Touristen den Feldbergturm mit Schinken-Museum, das Bismarck-Denkmal und ein umfangreiches Netz von Wanderwegen. Die 8er-Kabinen des österreichischen Herstellers Köberl Kabinentechnik (heute Gassner Stahlbau, ein Unternehmen der Doppelmayr/Garaventa Gruppe) befördern neben den Fußgängern auch Rollstühle, Fahrräder und Kinderwagen. Der Ausblick aus dem Feldberg reicht bei guter Fernsicht von den Vogesen in Frankreich bis zum Säntis in den Schweizer Alpen.

Die Bergstation am Seebuck (1.450 m ü. M.) wurde ursprünglich mit einer niedrigen Überdachung der Stationstechnik gebaut, das raue Klima hat den Betreiber aber bald dazu veranlasst, sie durch eine hohe Überdachung zu ersetzen, um die Stationstechnik vor dem Eindringen von Schnee effizient zu schützen. Im Winter ist die Sesselbahn Seebuck die wichtigste Beschäftigungsanlage im nördlichen Teil des Gebietes.

2015: neue Zeigerbahn

Nach über zehn Jahren Diskussions- und Planungszeit und schließlich fünf Monaten Bauarbeiten (Baubeginn am 13. Juli) konnte am 18. Dezember 2015 zu Beginn der Wintersaison am Feldberg eine neue moderne Seilbahn von Leitner ropeways eröffnet werden. Um Eingriffe in die Vegetation zu mindern, wurde zum Bau der Bahn eine ­Materialseilbahn eingesetzt. Wegen der rund um die Weihnachts­ferien herrschenden Wetterkapriolen begann der echte Skibetrieb erst am 6. Jänner 2016. 

Die 6er-Sesselbahn „Zeigerbahn“ ersetzt auf einer talseitig verlängerten Trasse einen veralteten Schlepplift, womit beide Teile des Gebietes nördlich und südlich der Bundestraße B 317 seilbahntechnisch verbunden wurden. Die Stelle der Bundesstraßenquerung ist mit Fangnetzen abgesichert.

Die Zeigerbahn ist in Deutschland die dritte Seilbahn mit Direktantrieb. Die blauen Schutzhauben sorgen dafür, dass der Himmel am Feldberg immer blau ist. Zur Erleichterung des Einstieges auch für die kleinen Skifahrer ist die Einstiegstelle mit einem Hubtisch ausgestattet (das Niveau der Einstiegsstelle wird automatisch an die Körperhöhe des kleinsten Skifahrers pro Sessel angepasst). Durch die mobile Bahnsteuerung wird die Bedienung der Anlage und schnelle Reaktion auf die jeweilige Situation in den Stationen sowie die Durchführung von Revisionsarbeiten erleichtert. Der Direktantrieb, die hydraulische Spanneinrichtung und der Abstellbahnhof für alle 59 Sessel befinden sich in der Talstation.

Das rund 10,4 Mio. Euro teure Projekt wurde durch die Stadt St. Blasien mit einem Darlehen und ohne Zuschüsse finanziert.

Feldberg heute

Gleichzeitig mit dem Bau der neuen Zeigerbahn wurde am Feldberg ein neues Parkhaus für 1.200 Autos gebaut und im Dezember 2015 eröffnet. Die Gesamtinvestition beträgt rund 15 Mio. Euro. Es ist das höchstgelegene Parkhaus in Deutschland (1.300 m ü. M). Auf acht Ebenen kommen bis zu 1.230 Autos unter. Die Bezahlung des Parktickets erfolgt über die Liftkarte. Investor des Parkhauses ist die Parkhausfonds Equity Invest GmbH & Co.KG. 

Der zentrale Bereich des Liftverbundes von Feldberg besteht aus 14 Liftanlagen (davon drei kuppelbare und zwei fixe Sesselbahnen) und 16 Abfahrten in einer Höhe zwischen 950 und 1.400 m ü. M. Schneeschuhtouren fernab der Piste, ­Rodeln und ein 120 km langes ­Wege- und Loipennetz ergänzen das winterliche Angebot im Gebiet. Auf den verschneiten freien Flächen sieht man bei windigen Tagen oft den neuen Trendsport Snow­kiting – von einem geeigneten Zugdrachen lässt man sich auf Skiern oder Snowboard über den Schnee ziehen.

Die ganze Geschichte des Gebietes wurde von unzähligen Ski-Wett­bewerben geprägt. Das Highlight der Saison 2015/2016 sind zum 125-jährigen Bestehen des Skiclubs Todtnau die Deutschen Alpinen Skimeisterschaften im Slalom und Riesenslalom der Damen und Herren sowie die Teamwettbewerbe.

Den Liftverbund Feldberg bilden insgesamt sieben Skigebiete im Schwarzwald, unter ihnen auch Belchen, wo seit 2001 die gleich­namige 8er-Kabinenbahn von Leitner ropeways mit gelben Sigma-Kabinen vom Typ La Perla in Be­trieb steht. Davor beförderte sie die ­Besucher der Expo 2000 in Hannover.

Foto: Stadt St. Blasien
Talstation der 6er-Sesselbahn Zeiger, rechts der Abstellbahnhof.
Foto: Stadt St. Blasien
Foto: Kreisarchiv Breisgau Hochschwarzwald
In Schollach wurde bereits im Jahr 1908 ein von einem Wasserrad angetriebener Schlepplift gebaut.
Foto: Kreisarchiv Breisgau Hochschwarzwald
Foto: Archiv Roman Gric
Bis zum Anfang der 80er Jahre war am Feldberg ein Einsessellift in Betrieb.
Foto: Archiv Roman Gric
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Technische Daten 6er-Sesselbahn „Zeigerbahn“ (mit Direktantrieb und blauen Schutzhauben)

Seehöhe Talstation: 1.192 m

Seehöhe Bergstation: 1.395 m

Schräge Länge: 1.188 m

Höhenunterschied: 203 m

Stützenanzahl: 9

Förderseildurchmesser: 42 mm

Antrieb: Tal

Hydraulische Spanneinrichtung: Tal

Motorleistung: 296 kW

Fahrzeuganzahl: 59 

Max. Fahrgeschwindigkeit: 5,0 m/s 

Fahrzeit: 4,0 min

Förderleistung: 2.400 P/h 

In Betrieb seit:  18. Dezember 2015

Beteiligte Firmen:

  • PlanungKlenkhart & Partner
  • Seilbahntechnik und SteuerungLeitner ropeways
  • SeilherstellerFatzer

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