In edlem silbergrau-blauem Design schweben die beiden Pendelbahnkabinen stützenlos über eine Strecke von rund 1,7 km über das Urdental. Die neue Urdenbahn schließt nach 40 Jahren die Lücke zwischen den beiden Schweizer Skigebieten Arosa und Lenzerheide und ist seit 18. Jänner offiziell in Betrieb (s. ISR 6/13, S. 26 f, ISR 1/14, S. 9). Die Kabinen haben ein Fassungsvermögen von jeweils 150 + 1 Personen. Zentrale Vorgaben für den Produzenten waren erstens die Exklusivität und ein niedriger Winddruckbeiwert des Designs, denn Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 km/h sind in dieser Region keine Seltenheit, zweitens ein hoher Platzkomfort und drittens ein sehr schneller Passagierfluss in der Berg- und Talstation: „Eine große Doppeltür in der Mitte der Kabine plus zwei außenliegende Einzeltüren, die sich im geöffneten Zustand überkreuzen, ergeben eine sehr großzügige Türöffnung. Damit kann der Passagier-Austausch in den Stationen rasch erfolgen“, erklärte Marc Pfister, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Gangloff Cabins AG, im ISR-Gespräch. Der Schweizer Kabinenhersteller hat schon Anfang der 1990er-Jahre im Auftrag der Arosa Bergbahnen AG die Pendelbahnkabinen für die beiden Teilstrecken der Weisshornbahn geliefert.
Robustes Leichtgewicht
Eine weitere wesentliche Anforderung war die Einhaltung der Gewichtsvorgaben. Dazu Pfister: „Es galt eine Aluminium-Leichtbaukonstruktion zu entwickeln, die auch sehr robust sein musste, weil sie entsprechenden Windkräften und auch anderen Witterungseinflüssen wie z. B. Eisschlag ausgesetzt ist. Wir haben nicht nur die Kabinen, sondern auch die Gehänge produziert.“ Designer und Techniker haben ein halbes Jahr Arbeit in die Entwicklung dieser Pendelbahnkabine gesteckt. Abgesehen von der Gewichtsfrage, waren der hohe Platzkomfort und die großzügige Panorama-Verglasung noch wesentliche Kundenwünsche. „Der Fahrgastraum sollte so hell wie möglich sein, damit sich einerseits die Passagiere nicht eingeengt fühlen und sie andererseits während der Fahrt die schöne Aussicht genießen können. Außerdem sollte das Verbundsicherheitsglas einen Spiegeleffekt haben. Deshalb haben wir eine spezielle Folie aufgezogen, die die gewünschte Verspiegelung nach außen ergibt“, informierte Pfister. Der Fahrgastraum sollte so unaufgeregt wie möglich gestaltet werden, aber einen sehr hohen Platzkomfort bieten. Die gesamte Steuerungsanlage wurde in einem Schrank in der Decke untergebracht. Der Führerstand wurde erhöht und vom Passagierraum abgetrennt gestaltet. Das frei schwebende Bedienpanel ist eine Nachbildung der Pendelbahnkabine und wurde an einem drehbaren System befestigt.
1:1 Nachbildung
Vergleicht man die Renderings der Pendelbahnkabinen für die Verbindungsbahn Arosa-Lenzerheide mit dem fertigen Resultat, dann zeigt sich, wie detailgetreu gearbeitet wurde: „Es freut mich, dass wir wirklich alles millimetergenau so umgesetzt haben, wie es der Designer gezeichnet hat. Dieses Highlight ist für uns ein Schritt in eine neue Richtung für die optische Gestaltung unserer Pendelbahnkabinen. Vorerst haben wir dieses Modell für die Pendelbahn Arosa-Lenzerheide exklusiv entwickelt, aber in weiterer Folge planen wir daraus ein Standardmodell zu kreieren. Da sind wir aber noch bei der Ideenfindung“, so Pfister abschließend.
Projekte für 2014
Auch für dieses Jahr sind schon viele Aufträge bei der Gangloff Cabins AG eingelangt. So wurden z. B. zwei Oldtimerwagen mit einem Fassungsvermögen von 80 + 1 Personen für eine Standseilbahn in Vietnam produziert. Darüber hinaus werden dieses Jahr ganz spezielle Kabinen für drei Kreuzfahrtschiffe hergestellt.