Die Luftseilbahn Stalden-Staldenried-Gspon (kurz LSSG) erschließt seit mehr als 60 Jahren von Stalden aus die Gemeinde Staldenried. Abgesehen vom obersten Ortsteil Gspon, der autofrei ist, ist Staldenried zwar durch eine öffentliche Straße erreichbar, aber die zweispurige Pendelbahn verbindet das Dorf unmittelbar mit dem Bahnhof der Matterhorn Gotthard Bahn in Stalden und ist ein unverzichtbares Nahverkehrsmittel für die Bewohner. Das dokumentieren auch die sehr langen Betriebszeiten von werktags täglich 4 bis 22 Uhr, und am Wochenende ist die LSSG von 4 bis 23 Uhr in Betrieb.
Der Hintergrund dafür ist, dass viele Einwohner in einem großen Chemie- und Pharmaunternehmen in Visp im Schichtbetrieb tätig sind, und der Fahrplan der LSSG auf den Öffentlichen Verkehr abgestimmt ist. Die bisherige LSSG wird von Steurer Seilbahnen durch eine zweispurige Pendelbahn mit zwei Teilstrecken ersetzt und im Dezember 2018 den öffentlichen Betrieb aufnehmen.
Die vier Fahrzeuge (inklusive Gehänge) für je 25 Personen stammen aus dem Werk des oberösterreichischen Produzenten Carvatech: "Die hohen Frequenzen spiegeln die Bedeutung der Seilbahn für die Bewohner der Gemeinde Staldenried als öffentliches Nahverkehrsmittel wider. Dementsprechend viel Wert wurde auch auf die Innen- und Außengestaltung der Fahrzeuge gelegt. Wir haben uns intensiv mit den Wünschen seitens der Gemeinde Staldenried auseinandergesetzt und schon im Vorfeld ein detailliertes Konzept ausgearbeitet und vorgelegt. Danach ging es um den Feinschliff. Wir als Hersteller sind sehr stolz, dass wir die beiden Teilstrecken Stalden-Staldenried und Staldenried-Gspon mit unseren Fahrzeugen ausstatten durften", erklärte Geschäftsführer Ing. Robert Vockenhuber.
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Abgesehen von einem eleganten, zeitlosen Design mit bis zum Boden heruntergezogener Panoramaverglasung wurden die vier Fahrzeuge der LSSG im Hinblick auf die zahlreichen Transportaufgaben der Aufstiegsanlage konzipiert. Denn die beiden Pendelbahnen befördern nicht nur Personen in allen Altersgruppen, sondern auch Waren und Güter. Das gilt besonders für die 2. Teilstrecke von Staldenried nach Gspon, dem autofreien Ferienort auf 1.893 m Seehöhe, der nur durch die Seilbahn erreichbar ist. Es gibt zwar eine schmale Forststraße, aber diese ist ausschließlich für private Nutzung vorgesehen.
Geschäftsführer Vockenhuber informierte: "Die barrierefreien Fahrzeuge sind für 25 Personen ausgelegt. Sie bieten einen sehr hohen Platzkomfort von 0,25 m² pro Person, da in der Kabine auch Rollstühle, Kinderwagen, Fahrräder und vieles mehr transportiert werden. Deshalb gibt es keinen separaten Führerstand, sondern eine Bedienkonsole. Die Fahrzeuge fahren ohne Wagenbegleiter. Die gesamte Steuerungselektronik wurde im Dachbereich der Kabine verbaut. Neben den herkömmlichen Belüftungen verfügt die Kabine über ein zusätzliches, integriertes Belüftungssystem. Das sorgt für ein besonders angenehmes Raumklima. Darüber hinaus fahren die beiden Fahrzeuge der 2. Teilstrecke mit Unterlast. D. h. jedes der Fahrzeuge ist mit zwei Kettenzügen ausgerüstet, an die unterhalb des Kabinenbodens eine 2-t-Lastparelle angehängt werden kann. Damit erfolgt beispielsweise auch die Abfallentsorgung für Gspon."
Die großzügige Rundumverglasung in Anthrazit sorgt für ein Naturerlebnis während der Fahrt, denn die Fahrgäste können den Ausblick auf die beeindruckende Bergwelt wie z. B. das Bietschhorn (3.934 m ü. M.) genießen. Aus diesem Grund wurde auch auf eine umfangreiche Beschallung verzichtet. Im hell gehaltenen Dachbereich des Fahrgastraumes wurden außerdem Werbeflächen (Klapprahmen) integriert, um in den Kabinen zusätzliche Werbemöglichkeiten zu haben.
"Unser Bähnli"
Beim ISR-Lokalaugenschein Mitte November 2018 erzählte ein einheimischer Pensionist, dass er seit seiner Kindheit die Entwicklung der LSSG verfolgt hat und auch den jetzigen Neubau mit Fotos in einem Album dokumentieren wird. Diese Aussage spiegelt die sehr hohe Bedeutung der LSSG als öffentliches Nahverkehrsmittel wider und zeigt, wie sehr sich die Einwohner der Gemeinde Staldenried mit "ihrem Bähnli" identifizieren. Gemeindepräsident Jürgen Brigger betonte im ISR-Gespräch: "Die Fahrzeuge sind das Aushängeschild der Seilbahn, und sie gefallen mir sehr gut."Besonderes Augenmerk wurde auf die Farbgebung und die Fahrzeugbeschriftung gelegt. So entschied man sich bei der Außenhaut für die Farbe Rot, und die Außenbeschriftung der Fahrzeuge zeigt auf, in welche Station bzw. in welchen Ortsteil die Seilbahn fährt (z. B. Staldenried-Gspon).