Das Gewerbe und die Technik werden immer wieder neu gefordert. Es braucht bei der Entwicklung von zukunftsträchtigen Produkten und Techniken bestens ausgebildete, kreative, innovative Fachleute. Und wie ist es im Tourismus? Es braucht bestens ausgebildete, kreative und innovative und gut vernetzte Tourismus-Betriebe und Tourismus-Fachfrauen/-Männer. Der Alpenraum ist gefordert. Die Meeres-Destinationen und Kreuzfahrtschiffe machen es uns vor. Gesamt-Produkt, hohe Qualität, Gastfreundschaft leben, Kundenverblüffung. Was auf einem Kreuzfahrtschiff von einem Anbieter auf relativ kleinem Raum angeboten wird, muss in unseren Breitengraden in einer Region, einem Bergtal, einem Bergdorf vernetzt funktionieren, im Winter und im Sommer. Wenn wir vernetzt denken, handeln, Angebote kreieren und schnüren, Aktivitäten bündeln und vermarkten machen wir weniger Fehler.
Der Tourismus ist Exportwirtschaft und die Querschnittbranche schlechthin. Die Globalisierung bringt uns aber nur dann nachhaltigen Nutzen, wenn alle direkt und indirekt Betroffenen ihren Beitrag zum Strukturwandel und zur Vernetzung leisten, vor allem Hotellerie/Beherberger, Bergbahnen, Schneesportschulen und Tourismusorganisationen. Wenn dieser Berg-Tourismus weiterhin als Exportwirtschaft gewichtig wahrgenommen werden will, brauchen wir insbesondere innovative, nachhaltige Projekte und Produkte, die auf den europäischen Märkten und boomenden Fernmärkten Wirkung erzeugen. Das ist ein sehr hohes Ziel. Wenn wir uns dieses Ziel setzen, erreichen wir in den grossen Linien immerhin die nationale Wirksamkeit der Innovationen und vereinzelt sicher auch internationale "Tourismus-Leuchttürme". Dieser Herausforderung kann bei der Auszeichnung von Innovationen z.B. Rechnung getragen werden mit zweistufigen Auszeichnungen - solche mit internationaler und solche mit nationaler Wirkung. Skiareatest macht es bereits vor.
Was bei der Technik die Einfachheit und das Design ausmachen, sind beim Tourismus "Mensch, Natur, Infrastruktur, Werte, Emotionen". Und bei beidem - Technik und Tourismus - sind Preis-Leistung ähnlich bedeutend. Und es braucht die Sensibilisierung für Verhältnismässigkeit und die ausgewogene Wertehaltung im Dreieck "gesellschaftlich, ökologisch und ökonomisch". Die Alpentäler leben diese Verhältnismässigkeit vor, dies im Gegensatz zu den Agglomerationen.
Das Wichtigste bei der Erreichung dieser Ziele sind neben unserer wunderschönen Natur die Menschen, die Mitarbeitenden, die einheimische Bevölkerung. Es zählen immer mehr die "inneren Werte" bei den Mitarbeitenden und gegenüber den Mitarbeitenden. Positives Denken, Freude, Leidenschaft, Herzblut, Flexibilität, Zufriedenheit, Wille zur Weiterbildung und zur Zusammenarbeit, zur Teamarbeit. Erfolgreiche Unternehmer setzen auf "Mitarbeitende, Mitunternehmer" und nicht auf "Angestellte". Mitarbeitende, MitunternehmerInnen sind "Mitdenkende, Mitgestaltende". Kreative Mitarbeitende verfügen über hohe "mentale Mobilität". Sie arbeiten, wie wenn es ihre eigene Unternehmung ist. Menschen, die täglich den Kunden- oder Gästekontakt pflegen, können echte und authentische Rückmeldungen machen, auf welcher Stufe auch immer. So gibt es Top-Leistungen in der ganzen Unternehmung, in der ganzen Region/Destination. Dabei muss aber auch die Einheimische Bevölkerung als Partner und touristische Botschafter einer Region/Destination gewonnen werden. SchülerInnen und wir Einheimische grüssen unsere Gäste auch auf der Strasse - Grüss Gott, grüezi, allegra, salve. Das wirkt Wunder und kostet nichts.
Leo Jeker, Kantonsrat und alt Standespräsident Graubünden