Wer wird sich denn schon unter seinem Wert verkaufen? „Ohne Musi ka Geld“ trifft es vielleicht besser – ohne Attraktionen werden hohe Preise schwer durchsetzbar sein, oder würden Sie für ein Schnitzel ohne Panier viel zahlen?
Wer soll’s zahlen? Die Seilbahnen
Wer so wie ich viel in Sachen Seilbahnen und Tourismus unterwegs ist, kann sich manchmal nur wundern. Die Seilbahnen haben ja hierzulande das Image des großen Gewinners, der alles zahlen soll. Hört man die Worte, müsste man glauben, da schwimmt eine Branche in Geld und kann sich der Gewinne gar nicht erwehren. Die Wahrheit sieht leider ein bisschen anders aus. Die Renditen der Bergbahnen schrumpfen kontinuierlich, nicht zuletzt durch die immens hohen und hoch bleibenden Investitionen. Kleinere Unternehmen geraten unter Druck, sind oftmals nicht mehr wettbewerbsfähig und stehen vor enormen Problemen. Irgendwie geht das aber an der touristischen Öffentlichkeit vorbei und das Image des großen verfügbaren Geldes bleibt – und damit die Forderungen: Die Seilbahn soll’s machen (zahlen)!
Wer profitiert? Alle
Das scheint doch relativ seltsam, wenn man sich ansieht, wer schlussendlich profitiert. Unsere Wertschöpfungsuntersuchungen belegen recht deutlich, dass die (umsatzmäßigen) Hauptprofiteure immer wieder die Unterkünfte sind. Neben den Seilbahnen bekommt auch die Gastronomie fast ebenso viel ab (gut, die ist dann teilweise in der Hand der Bahnen, teilweise der Beherberger und nur teilweise extra). Dann gibt es noch den Handel, den Verleih, die Skilehrer, die Tankstellen etc. In Summe schlagen somit nur rund 21% der Erlöse bei den Bahnen und Liften zu Buche. Nach mehreren Wertschöpfungsanalyen für unterschiedliche Standorte zeigt sich, dass die Bergbahnen im Winter eine Multiplikatorwirkung zwischen knapp 5 bis zu 7,5 haben: Das heißt, dass 1.000 Euro Löhnen und Gewinnen bei den Bergbahnen ca. 4.700 bis zu 7.500 Euro Löhne und Gewinne in der Region gegenüber stehen. Dabei sind aber Effekte durch Investitionen noch gar nicht berücksichtigt, da die oftmals nicht regional bzw. jedenfalls schwer zurechenbar sind. Es scheint oft nicht klar, welchen Stellenwert die Bergbahnen für die Arbeitsplätze in der Region haben. Viele Diskussionen, die ich miterlebe, zeigen das deutlich.
Drei Milliarden Wertschöpfung
Ohne Investitionen sind die Bergbahnen somit in einem Winter für rund 3 Mrd. Euro an Wertschöpfung, d.h. Löhnen und Gewinnen in den unterschiedlichsten Unternehmen verantwortlich. Würde man die Investitionen dazu rechnen, ergibt sich nochmals ein deutlich höherer Wert. Das sollte eigentlich hinlänglich bekannt sein, dennoch wird so viel diskutiert, welchen Stellenwert die Bahnen haben.
Der Preis ist heiß
Doch zurück zur Diskussion um den Preis der Hotellerie. Da beklagt man sich über die Schleuderpreise im Sommer und versucht die Hoteliers zu überzeugen, dass sie nicht dumpen sollen. Mich eingeschlossen versuchen Berater und Verbände zu erläutern, dass die Preissensibilität nicht so hoch ist und das am Ende zum Ruin führt. Irgendwann müssen wir uns doch aber die Frage stellen, warum das die Hoteliers machen. Und warum machen sie es im Winter nicht? Vielleicht will der Kunde doch nicht so viel bezahlen, weil im Sommer die Panier fehlt oder ein bisschen alt daherkommt?
Wir ruiniert man eine Destination nachhaltig? Man höhle die Attraktion aus Offensichtlich ist das Produkt im Winter so gut, dass die Gäste bereit sind einen höheren Preis zu zahlen. Die Hoteliers bieten ja doch dieselben Zimmer, ähnliches Essen etc. Es scheint doch so, als wäre das Produkt nicht vor der Türe des Betriebes aus, sondern umfasst die ganze Destination. Die Attraktivierung einer Destination zahlt sich einfach aus. Investiert jeder pro Nacht ein bisschen etwas, kann man das über den höheren Preis pro Nacht wieder überkompensieren. Klingt einfach, ist in der Praxis nur leider sehr kompliziert. Es könnte ja doch sein, dass dann die Bahn mehr profitiert …
Attraktivität ist Markenwert
Das müsste jetzt auch nicht unbedingt die Seilbahn sein, in die man investiert und die man als Gemeinde oder Region fördern soll. Das könnten ja auch andere Attraktionen sein, könnte man meinen. Das stimmt auch – nur seien wir ehrlich: Bislang ist noch niemandem etwas gleichartig Flächendeckendes eingefallen, das als Attraktion so viele Gäste bringt, die dann auch noch entsprechende Preise zahlen, damit sich das auch rechnet. Ich verstehe dann auch oftmals nicht, warum sich andere über hohe Preise bei den Bahnen beklagen. Ich habe es zwar noch nicht gemacht, würde mich aber wetten trauen, dass bei höheren Preisen für die Bahn auch alle anderen in der Destination höhere Preise haben. Das funktioniert ganz einfach über den Markenwert einer Destination. Ist der hoch, werden höhere Preise bezahlt – und zwar in der gesamten Dienstleistungskette.
Seilbahner! Steht dazu!
So funktionieren einfach Marken, sie schaffen Begehrlichkeiten und diese werden dann auch entsprechend honoriert. In diesem Sinne wäre ich als Unternehmer in einer Region eher froh, wenn es der Bergbahn wirtschaftlich gut geht. Die Gäste kommen genau deshalb und es kommen keine Gäste, weil es der Bahn schlecht geht und sie nicht investieren kann. Zu den Seilbahnern kann man nur sagen: Steht zu den Leistungen und der Bedeutung im Wintertourismus. Gewinne sind auch keine Schande, auch wenn die leider immer weniger werden.
Klaus Grabler