Der Winter hat zwar (manche) Berge noch recht fest im Griff beim Verfassen dieser Zeilen, doch eigentlich ist er gelaufen. Der Tourismus bejubelt einen extrem erfolgreichen Winter, darunter mischt sich mancherorts die Sorge um Auslastungsspitzen zu den Hochzeiten während der Saison. Ist somit alles eitel Wonne und die kritischen Rufe verpuffen im Schnee?
Guter Winter für die Seilbahnen
Zuerst einmal darf ich mich freuen, denn meine Prognose in der ISR vor dem Winter war korrekt: ja, es war ein guter Winter. Die Seilbahnen Österreichs verzeichnen den mengenmäßig zweitbesten Winter aller Zeiten, am Umsatz gemessen wohl den besten. Man muss aber auch sagen: Zeit ist es geworden nach ein paar Saisonen mit Rückgängen. Langsam hätte man ja wirklich zu glauben anfangen können, dass die Rufe so mancher – Ski fahren ist out und es werden immer weniger Skifahrer – stimmen. Naja, so schlimm kann‘s ja angesichts der Zahlen nun nicht sein. Wobei ich gerne zugebe, dass das Wetter – oder genauer der Schnee – mir geholfen hat, dass meine Prognose stimmt. Der Schneefall ist wohl immer noch die am stärksten erklärende Variable, wenn es um die Nachfrage an Skitagen geht. Und wäre im abgelaufenen Winter die Kälte nicht so schlimm und die Sonne nicht so wenig gewesen, wäre wohl der Rekordwinter drinnen gewesen. Wie immer gibt es natürlich Gewinner und Verlierer in solchen Wintern. Die niedrigeren (und kleineren) Gebiete gewinnen und die höheren (und größeren) verlieren.
Lassen Sie sich nicht schlecht reden
Ist man damit als höher gelegenes Gebiet ein „Verlierer“ bzw. wenig erfolgreich? Diese spannende Frage ist die nach der ‚performance’ eines Seilbahn-Unternehmens. Analog zu den Destinationen, wo diese Frage ebenso diskutiert wird (Stichwort: weg von der reinen Nächtigungsbetrachtung) sollte man dieser Frage einmal Raum widmen. Liegen nämlich ungünstige Bedingungen vor (und diese können auch viel Schnee im Tal heißen), dann ist man erfolgreich, wenn man dennoch nur wenig verliert. Wetter und Schnee sind stärker als alle strategischen und operativen Maßnahmen, daher gilt es den (Miss-) Erfolg zu relativieren. Eigentlich müssten wir uns an Marktanteilen orientieren…im Übrigen gibt es dafür Benchmarking und im Übrigen wird es auch Workshops in österreichischen Bundesländern geben, wo das thematisiert wird.
Benchmarking und Input-Output-Betrachtungen
(Management-) Erfolg definiert sich also über den Vergleich mit der Leistung (performance) anderer. Jeder, der nicht an Benchmarking-Möglichkeiten teilnimmt, nimmt sich damit die Chance seinen Erfolg zu messen und zu lernen. Aber natürlich spielt noch eine andere Facette mit, wenn man über den Erfolg von Unternehmen oder der Branche redet: der Input. Wie hart und wie teuer wurde der Erfolg gekauft? Zahlt sich das aus? Derartige Darstellungen vermissen wir meist in den Jubelmeldungen von guten Saisonen. Aber so sehr wir davor nicht völlig trübselig werden mussten, weil wir Rückgänge hatten, sollten wir nun nicht blindlings jubeln. Der Input ist gewaltig und selbst größere Unternehmen sehen sich da und dort in der Klemme, um die Relation zwischen Input und Output wieder zu verbessern. Als Unternehmen haben Sie es wieder leicht: Sie können sich benchmarken mit Input-Output Relationen (Kennzahlen) und so sehen, wie gut Sie unterwegs sind. Für die Branche fühle ich mich durchaus aufgerufen, noch ein paar Kennzahlen in den Vordergrund zu spielen – Mitstreiter gerne gesehen!
Alles egal und auf Schnee hoffen?
Was heißt das also nun, wenn Schnee und Sonne die wesentlichsten Einflussfaktoren für den Erfolg sind? Alles liegen lassen und beten in Zukunft? Nein, meine Sicht nach langer Erfahrung ist die folgende: das Wetter bestimmt die endgültige Nachfrage in einem Winter rund um einen Wert, der einer durchschnittlichen Saison entspricht. Statistiker würden das Erwartungswert nennen, um den herum eine bestimmte Bandbreite die Nachfrage bestimmt. Wovon ich aber überzeugt bin: diesen Erwartungswert bestimmt die Branche – mit Qualität, Marketing, Kundenorientierung und Professionalität. Klar bestimmt das Wetter die Punktlandung, aber der Weg nach oben wird durch strategische Arbeit bestimmt.
Boot ohne Steuermann oder Fliegen auf Sicht
Womit ich bei einem Thema bin, das vielleicht nicht allen immer gefällt, ich aber dennoch für wichtig halte. Steuern kann man nur mit den richtigen Messgeräten, ohne ist das viel schwieriger und gefährlicher. Noch aber haben wir kein Cockpit und keine wirklich verlässlichen Aussagen, ob wir als Branche erfolgreich waren. Wir wissen zwar, dass wir einen erfolgreichen, oder besser nachfragestarken Winter hatten, wir wissen aber eigentlich nicht genau warum oder wo der Erfolg lag. Haben wir mehr Anfänger auf die Pisten gebracht, eher solche, die nicht alle Jahre fahren oder ist die Steigerung auf eine höhere Frequenz bei den bestehenden Skifahrer zurück zu führen. Selbst die Frage, ob es eher Tages- oder Übernachtungsgäste waren, ist nicht genau zu beantworten. Nun steckt aber die gesamte Branche (und rechnen wir Tourismus und Hotels dazu noch viel mehr) viel Geld ins Marketing und wir versuchen neue Leute fürs Ski fahren zu gewinnen, bislang aber ohne jegliche Erfolgsmessung. In Zukunft wird aber ein effizienter Einsatz der Mittel gefragt sein – und ohne Messung des Erfolgs geht das wohl schwer. Ich werde mich auch bei Widerständen weiterhin dafür einsetzen, den Blindflug etwas zu erhellen.