Wirtschaft

Und? Wohin fahren wir auf Urlaub?

Kinder bestimmen zu einem hohen Prozentsatz die Urlaubsdestination mit. Laut einer aktuellen Umfrage sind es sogar bis zu 73 %.

Dieses Ergebnis bestätigt die Erkenntnis, dass Kinder – anders als noch vor 20 oder 30 Jahren – in hohem Maße Kaufentscheidungen der Familie mittragen und nach ihrer Meinung gefragt werden.

Hatten wir es früher mit eher autoritären Entscheidungen zu tun – der Vater bzw. die Mutter bestimmte, wohin es im Urlaub ging –, finden heutzutage „Familienkonferenzen“ statt. Darin werden alle Familienmitglieder gehört, sie dürfen mitreden und mitentscheiden. Kinder und Jugendliche werden immer früher und auch stärker in die Reiseentscheidung miteingebunden.

Für die Tourismusbranche besteht die Herausforderung nun darin, zusätzlich mit diesen „neuen“ Entscheidern zu kommunizieren. Informationen und Angebote müssen auf der einen Seite die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen (Spaß, Freiheit, Kreativität) kommunizieren, auf der anderen Seite die Wünsche der Eltern und Erziehungsberechtigten in Bezug auf ihre Kinder berücksichtigen (Sicherheit, Betreuungsmöglichkeit vor Ort, gemeinsames Familienerlebnis).

Erstaunliche Einblicke

Wenn die Kinder also stark mitbestimmen, wohin die Familie im Urlaub fährt, ist es wichtig zu wissen, was Kinder im Urlaub toll finden und wonach sie ihre Urlaubsentscheidung ausrichten. Eine großangelegte Studie aus Deutschland (BMWi-Zukunftsprojekt „Kinder- und Jugendtourismus in Deutschland“) gibt erstaunliche Einblicke:

  • Verstärkte Nachfrage nach Programminhalten
    Kinder und Jugendliche wollen immer häufiger auf ihren Reisen aktiv Neues entdecken und neue Dinge lernen und erleben. Hier sind Programminhalte gefragt, die sowohl Kinder als auch Familien ansprechen. Besonders ältere Kinder ab 8 Jahren sind an „coolem“ Wissen interessiert und geben dieses Wissen an ihre Eltern weiter („Ich weiß etwas, was Du nicht weißt“). Hier ist vermehrt „Edutainment“ gefragt, das heißt Spiel, Spaß und neues Wissen sollen kombiniert werden. Das können durchaus neue oder anspruchsvolle Themen sein. Bei den Reisemotiven ist zum Beispiel „Natur erleben“ ein für Kinder und Jugendliche (!) durchaus spannendes Thema. Kleinere Kinder wollen mit Maskottchen und Spielen, aber ebenso mit durchdachten und professionellen Angeboten unterhalten werden.

  • Verändertes Informationsverhalten
    Kinder- und besonders Jugendentscheidungen werden immer stärker von Internet/Social Media beeinflusst – sowohl beim Informationsverhalten als auch zunehmend bei der Buchung. Ebenso werden persönliche Empfehlungen, welche immer schon wichtig waren, stark durch 10 & Co geprägt. Generell kann man damit rechnen, dass sich Kinder ab zehn Jahren im Internet gut genug auskennen, um spezielle Angebotsseiten anzusurfen. Eine Ansprache von Kindern im Netz unterliegt allerdings starken ethischen Grundsätzen und Reglementierungen. Kinder unter 13 Jahren sollen (und dürfen) daher gar nicht auf Facebook angesprochen werden.

  • Steigender Qualitätsanspruch
    Speziell Kinder werden diesbezüglich oft unterschätzt. Sie haben ein steigendes Qualitätsbewusstsein bei der „Hardware“ (Hotelzimmer), und auch die „Software“ (etwa die Betreuungsqualität) wird immer wichtiger. Ein gutes Beispiel ist kostenloses WLAN in der Unterkunft, im Ort oder in der Seilbahnkabine, welches für Kinder und Jugendliche eine große Rolle spielt.

  • Umweltschutz
    Umweltverträglichkeit gewinnt auch bei Kindern und Jugendlichen an Bedeutung, ist aber noch nicht reiseentscheidend.

  • Reisemotive von Kindern und Jugendlichen
    Sie sind keinen starken Schwankungen unterworfen. Die Top 3 Reisemotive sind „Spaß haben“, „mal woanders sein“, „etwas Neues erleben“. Für die 3- bis 13-Jährigen ist besonders wichtig, „mit Gleichaltrigen zusammen zu sein“ und „ohne Aufsicht der Eltern zu sein“. Weitere Präferenzen der 3- bis 13-Jährigen sind „Spiele spielen“, „Natur beobachten“, „Sport treiben“, „Kreative Tätigkeiten“, „Musik machen“. Gänzlich uninteressant ist für diese Zielgruppe „Relaxen und entspannen“. Die Präferenzen der 14- bis 26-Jährigen beinhalten hingegen schon „Relaxen und Entspannen“, weiters „Party machen“ und – erstaunlicherweise auch – „Natur beobachten“.

Fazit

Für die Tourismusbrache wird es in den nächsten Jahren von zunehmender Bedeutung sein, wie sie mit den „neuen“ Mitentscheidern kommuniziert. Sie muss sich jedenfalls mit einer weiteren Professionalisierung und Spezialisierung des Marktes in Richtung Kinderinteressen auseinandersetzen.

Ursula Weixlbaumer-Norz

Mag. Ursula Weixlbaumer-Norz, Expertin für Kinder- und Familienmarketing kids&funconsulting. Foto: Beigestellt

Foto: Herve Doulat

Seit 1974 ist Mountain Planet die internationale Messe für die Erschließung der Bergregionen, bei der die wichtigsten Akteure der Branche…

Weiterlesen
(c) Leitner

Die Investitionen in städtische Seilbahnen schreiten global unverändert voran. In Mexiko ist der Seilbahnhersteller Leitner seit Beginn der dortigen…

Weiterlesen
(c): Hasenauer.ARCHITEKTEN

Am 3. April wurde die neue Standseilbahn für Hallstatt vorgestellt, ein Gemeinschaftsprojekt der Salzwelten, des Architekturbüros…

Weiterlesen
(c) Doppelmayr, Bayerische Zugspitzenbahn

 

Die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG (BZB) startete am 30. März in den letzten Skibetriebstag im Gebiet Garmisch-Classic. Mit dem Saisonende des…

Weiterlesen
Foto: Doppelmayr

Die INTERALPIN 2025 bietet als Weltleitmesse für alpine Technologien eine Plattform für zukunftsweisende Entwicklungen in der Seilbahnbranche. Auch in…

Weiterlesen
Foto: NLK Filzwieser

Der heurige Winter war im gesamten Alpenraum und auch in Niederösterreich besonders niederschlagsarm und von milden Temperaturen geprägt. Dank der…

Weiterlesen
Foto: Kappl Bergbahnen

Im Sommer 2025 erwartet das Skigebiet Kappl eine bedeutende Neuerung: Die alte Diasbahn wird durch eine hochmoderne Doppelmayr-Gondelbahn ersetzt.…

Weiterlesen
ConnX, Foto: Leitner AG

Der Seilbahnhersteller Leitner präsentiert sich bei der diesjährigen Interalpin – der Weltleitmesse für alpine Technologien. Die seit Jahren ständig…

Weiterlesen
(c) Immoos

Ab sofort ist Daniel Bui-Moosbrugger der Ansprechpartner für alle italienischen Kunden. Neben dem Vertrieb umfasst sein Aufgabengebiet auch…

Weiterlesen
Foto: enrope

Die Oberstdorf Kleinwalsertal Bergbahnen haben enrope den Auftrag erteilt, den Höllwieslift zukunftsfit zu machen. Der Schlepplift war ursprünglich…

Weiterlesen
Foto: Sunkid

„Alles unter einem Dach“ – moderner Zauberteppich und familienfreundlicher Gehweg in Haute-Nandez in der Schweiz.

Weiterlesen
Foto: Nikolaus Faistauer Photography

Die drei Regionen des Alpin Card Ticketverbunds ziehen nach den ersten Monaten mit Smartphone Ticket im Echtbetrieb Bilanz: Die BLE-Technologie von…

Weiterlesen
Foto: Seilbahnen Schweiz

Aufgrund der späten Ostern fallen die Sportferien in der Schweiz in diesem Jahr in vielen Regionen in den März. Trotzdem gab es im Februar einen…

Weiterlesen
Foto: Kässbohrer

Der "AutroTracer" für den Pistenbully ist ein selbständig mitlenkendes Assistenzsystem, das Spurstabilität und Manövrierbarkeit der Maschine unter…

Weiterlesen

Die Jury des Swiss Mountain Award hat wegweisende Projekte der Unternehmen Remontées Mécaniques Grimentz-Zinal SA, Mantis Ropeway Technologies AG und…

Weiterlesen