Die „Berghütte der Zukunft“ ist errichtet. Nach einer Planungszeit von rund sechs Jahren – davon vier Semester Entwurf als Studierendenprojekt – und einer Bauphase von zwei Sommern wurde die Neue Monte Rosa-Hütte oberhalb von Zermatt eröffnet. Das innovative Gebäude mit dem Spitznamen „Bergkristall“ versorgt sich zu über 90 Prozent selber mit Energie. Im März 2010 wird es den normalen Gästebetrieb aufnehmen und der ETH Zürich weiterhin als Forschungsobjekt in den Bereichen Energie- und Gebäudetechnik dienen.
Die Neue Monte Rosa-Hütte auf 2883 Metern über Meer ist der wohl komplexeste Holzbau, der zurzeit in der Schweiz steht. Verkleidet mit einer silbern schimmernden Aluminiumhülle sowie einer in die Südfassade integrierten Photovoltaikanlage, produziert sie Strom. Das Gebäude soll sich zu mindestens 90 Prozent selbst mit Energie versorgen. Im Gelände aufgestellte Solarkollektoren gewinnen solare Wärme. Damit wird einerseits Warmwasser erzeugt und andererseits die Zuluft der Lüftungsanlage erwärmt, um die Räume zu temperieren.
Das während nur weniger Monate im Jahr anfallende Schmelzwasser wird in einer Kaverne gesammelt und gespeichert. So profitieren die Gäste von wassergespülten Toiletten und vier Warmwasserduschen. Eine Mikrofilteranlage auf bakterieller Basis reinigt die Abwässer; das Grauwasser wird für die Toilettenspülung und zum Waschen wiederverwendet.
Computer in Zürich steuert die Technik in der Hütte
Damit die Hütte einen so hohen Energieautarkiegrad erreicht, braucht es das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten sowie ein ausgeklügeltes Energiemanagement.
Eine Software, die an der ETH Zürich entwickelt wird, soll die Haustechnik der Neuen Monte Rosa-Hütte steuern. Die relevanten Daten, etwa des Reservationssystems, der Energiespeicher und der Wetterstation, werden von der Hütte auf einen Rechner an der ETH Zürich übermittelt. Basierend auf diesen Daten berechnet der Computer das Energiemanagement in der Weise, dass ein möglichst hoher Energieautarkiegrad resultiert. Die daraus folgenden nötigen Aktionen – beispielsweise der Befehl zum Zuschalten des Blockheizkraftwerks, sollte die Sonneneinstrahlung nicht ausreichen, um genügend Strom zu erzeugen – werden zurück an die Hütte kommuniziert und dort automatisch umgesetzt.
Am 25.9.09 weihten Vertreter der ETH Zürich und des Schweizer Alpen-Clubs SAC die Neue Monte Rosa-Hütte gemeinsam mit dem Generalplanerteam sowie Gönnern und Sponsoren feierlich ein. Auch zahlreiche Medienvertreter nutzten die Gelegenheit, das innovative Berghaus mit Blick aufs Matterhorn am Fuß der Dufourspitze zu besuchen.
Der Grundstein für das Gebäude war im August 2008 gelegt worden, bis zum Wintereinbruch hatte man das Fundament errichtet. Dank vorgefertigten Elementen, die erst mit der Bahn transportiert und dann per Hubschrauber zum Bauplatz geflogen und gleich montiert wurden, gelang es, den Bau im Sommer 2009 in bloß fünf Monaten fertig zu stellen. Nach der Eröffnung wird die Hütte mit 120 Plätzen für die Winterpause geschlossen. Sie steht den Alpinisten ab März 2010 offen; die Saison dauert jeweils bis September.
Meilenstein für nachhaltiges Bauen
Das Projekt mit seiner Kombination aus hervorragender Architektur und wegweisender Technologie leitet ein neues Kapitel im nachhaltigen Bauen ein. Die ETH Zürich will an diesem Beispiel die gelungene Verknüpfung von ausgezeichneter Architektur mit Nachhaltigkeit und modernster Technologie zeigen.
Für den SAC, mit seinen über 120‘000 Mitgliedern einer der grössten Sportverbände der Schweiz, ist der Bau der neuen Hütte ein Meilenstein in der über 145-jährigen Hüttengeschichte.
Die Kosten der Neuen Monte Rosa-Hütte belaufen sich auf rund CHF 6.5 Millionen. Neben dem SAC und der ETH Zürich haben sich zahlreiche Gönner und Sponsoren an der Finanzierung beteiligt. Ohne deren Unterstützung hätte das ehrgeizige Projekt nicht realisiert werden können.