Die neu sanierte Standseilbahn Sierre – Crans-Montana verfügt über ein innovatives Energiekonzept.
Foto: Damian Bumann

Ein weiterer Quantensprung für die Standseilbahn Sierre – Crans-Montana

DOPPELMAYR/GARAVENTA Seit 1911 verbindet die über 4 km lange Standseilbahn das Städtchen Sierre im Rhonetal zum weltbekannten Kurort Crans-Montana. Die Anlage erlebte verschiedene Umbauphasen. Mit dem letztjährigen Umbau katapultiere sie sich in ein neues Zeitalter. Sie verfügt nun über ein innovatives Energiespeichersystem (ESFOR) der Frey AG Stans, das den Energie- und Leistungsbedarf optimiert.

Die längste Standseilbahn Europas

Die Geschichte der Standseilbahn Sierre – Crans-Montana, die seit dem Jahr 1911 in Betrieb ist, ist lang. Die Anlage erlebte unzählige Anpassungen. Der letzte Umbau war im Jahr 2016, als in der Bergstation der Gleichstrommotor und der Stromrichterantrieb durch einen modernen Antrieb mit Asynchronmotor und IGBT-Frequenzumrichter von ABB ersetzt wurden. Nach 110 Betriebsjahren auf der gleichen Strecke bahnte sich eine Totalerneuerung der Strecke an. Bis zum Jahr 1997 war die Anlage in zwei Teilstrecken unterteilt. Im gleichen Jahr wurden diese beiden Teilstrecken aufgehoben, und seit dem Dezember 1997 wird sie durch eine durchgängige Standseilbahn auf einer Fahrbahnlänge von 4.191 m betrieben. Sie ist somit die längste Standseilbahn Europas. Auf der Strecke waren bislang vier Zwischenstationen angeordnet. Beim neusten Umbau wurden zwei Zwischenstationen abgebaut und zwei Straßenüberführungen komplett erneuert. Da die Schienen aus dem Jahr 1909 wegen Verschleiß am Ende ihrer Lebensdauer angekommen waren und die Strecke saniert werden musste, begann man im März 2022 mit der Totalsanierung der Strecke, was auch den Ersatz der alten Schienen durch neue beinhaltete.

Für die verschiedenen involvierten Unternehmen begann eine große Arbeit. Es mussten die beiden Wagen abtransportiert werden, die Schienen mit den Schwellen auf der ganzen fast 4,2 km langen Strecke abgetragen werden, der Unterbau komplett erneuert werden, bevor Garaventa mit den Arbeiten beginnen konnte. Die Ausweiche in Streckenmitte wurde ebenfalls optimiert und verstärkt. Die Koordination der Arbeiten war eine besondere Herausforderung für das beauftragte Ingenieurbüro bisa aus Sierre, welches auch für die Termineinhaltung verantwortlich war. Nach dem Seilzug im September erfolgte am 21. Oktober 2022 der Einbau der neuen beiden großen CWA-Wagen. Die Seilbahnmontage beinhaltete auch den Ersatz der Antriebsscheibe in der Bergstation. Mitte Oktober konnte das Energiespeichersystem ebenfalls in der Bergstation eingebaut werden. Als die neuen Fahrzeuge auf der Strecke waren, begann die komplette Inbetriebnahme der Anlage durch die Seilbahnbauer.

Eine technische Premiere

Die komplett erneuerte Standseilbahn nutzt das innovative Energiespeichersystem ESFOR (Energy Storage System For Ropeways), das den Leistungs- und Energiebedarf der Anlage optimiert. Das von Frey AG Stans entwickelte Energiespeichersystem für Seilbahnen setzt dabei auf ein hoch performantes Batteriesystem im bergseitigen Antriebsstrang. Damit reduziert die Seilbahn Stromkosten und nutzt die Bremsenergie der Standseilbahn. Der Energiespeicher wirkt dabei als Puffer direkt im Seilbahnantrieb. So fließt beim Bremsen der Bahn die Energie in den Speicher und steht für die nächste Beschleunigung wieder zur Verfügung. Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Bergstation ist ebenfalls direkt in das Energiesystem integriert. Diese Konstellation reduziert die Kosten für Energie und Leistung als Teil der Betriebskosten signifikant, da die Standseilbahn im Regelbetrieb weniger Strom vom öffentlichen Netz beziehen muss. Ein weiterer großer Nutzen von ESFOR ist die Räumungsfunktionalität. Um die Fahrgäste bei Ausfall der Energieversorgung oder Störung des Hauptantriebs in die nächste Station zu bringen, werden ein Notantrieb und eine zweite Energiequelle verlangt. Frey AG Stans hat in enger Zusammenarbeit mit einer benannten Stelle und unter Berücksichtigung des Energiespeichersystems ein neues Räumungskonzept für Seilbahnen ausgearbeitet, bei dem der herkömmliche Verbrennungsmotor des Notantriebs entfällt.

Um in den Wintermonaten eine hohe Verfügbarkeit zu gewährleisten, nutzt das Unternehmen der Standseilbahn ein Schneeräumungssystem der Firma Zaugg AG Eggiwil. Bei Schneefall wird das Schneeräumungsgerät, welches aus zwei Gebläsen mit verstellbaren Düsen und einziehbaren Seitenfräsen besteht, auf der Ladepallette des Fahrzeugs installiert, das den Schnee aus der Strecke entfernt. Die Seilfirma Fatzer lieferte die beiden Zugseile vom Typ Performa. Das untere Zugseil weist einen Durchmesser von 25 mm auf und das obere Zugseil einen von 44 mm.

Optimale und wichtige Verbindung

Die beiden Fahrzeuge wurden bei der Firma CWA in Olten gefertigt und bieten 120 Personen Platz. Die Dächer sind verglast, was bei einer Öffnung eine effiziente Luftzirkulation ermöglicht und für die Passagiere die beste Aussicht über das Rhonetal bietet. Fahrgäste mit Kinderwagen oder im Rollstuhl erreichen den Zugang zur Standseilbahn barrierefrei. Durch die Auflassung von zwei Zwischenstationen auf nur noch zwei von vier konnte der Fahrplan optimiert werden. Die beiden Zwischenstationen Bluche und Venthône wurden überdacht und bieten gut Platz, um rasch ein- oder aussteigen zu können. Die neue Anlage zirkuliert alle 20 Minuten und bietet somit den Anschluss zur Eisenbahn in Sierre und dies nach einer atemberaubenden Fahrt von 13 Minuten. Durch diese umfangreiche Sanierung der Standseilbahn Sierre – Crans-Montana erhielt die Region für die nächsten Jahre wieder eine zuverlässige Verbindung vom Walliser-Rhonetal hinauf auf das Hochplateau.

Damian Bumann

Foto: Damian Bumann
Ludovic Rey, technischer Leiter der Sierre – Crans-Montana Standseilbahn (SMC), links, und Patrick Chabloz, Frey AG Stans, freuen sich über die technischen Errungenschaften der neuen Anlage.
Foto: Damian Bumann
Foto: Damian Bumann
Beim Antrieb in der Bergstation wurde die Antriebsscheibe ersetzt.
Foto: Damian Bumann
Foto: Damian Bumann
In der Bergstation sind zahlreiche Batteriemodule installiert, welche als Puffer für den Seilbahnbetrieb genutzt werden.
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Die beiden Fahrzeuge wurden bei der Firma CWA in Olten gefertigt und bieten 120 Personen Platz.
Foto: Damian Bumann

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