Andererseits gab es in vielen Gebieten überraschend positive, teilweise sogar rekordverdächtige Nächtigungsergebnisse; vor allem in alpinen Gebieten, wo für Logiergäste die Gratisbenützung der Bergbahnen angeboten wurde. Da waren die Parkplätze bei den Talstationen oft gut ausgelastet; es wurde auch bei wenig optimalen Wetterbedingungen gewandert. Womit wieder einmal bewiesen ist, dass die Infrastruktur Bergbahn auch für den Sommertourismus ein wesentlicher Eckpfeiler ist und das Erlebnis alpiner und hochalpiner Regionen entscheidend erleichtert.
Doch die Kehrseite der Medaille: Die pekuniäre Gegenleistung für die Bergbahnunternehmen, die sich in den letzten Jahren mit Investitionen in wetterunabhängige Angebote und Inszenierungen am Berg engagierten, kommt zwar groß Teils von den Tourismusverbänden. Sie sind jedoch im Vergleich zum Wintererlös bescheiden und „Häuser“ lassen sich damit für die Bergbahnen keineswegs verdienen. Die Bilanz sieht nur dort besser aus, wo mit eigenen Restaurants am „Verpflegungskuchen“ mitgenascht werden kann.
Was hat sich sonst noch im Sommer, unter anderem eine wichtige Bauzeit für die Bergbahnen, getan?
Was die Rahmenbedingungen betrifft, leider nicht allzu viel; das Hoffen auf Entbürokratisierung, raschere Entscheidungen von Politik und Verwaltung in Fragen des Natur- und Umweltschutzes etc. erwies sich wieder einmal als Seifenblase. Im Gegenteil, der „Paragrafen-Tsunami“ hat an Ausbreitung weiter zugenommen. Nach angeblich seltenen Pflanzen und Kleinlebewesen scheint jetzt der Landschaftsschutz, das Landschaftsbild immer mehr zum Stolperstein für notwendige Anlagenbauten zu werden.
Offenbar beeinträchtigen Drahtseile – vor dem Hintergrund grauer Felswände kaum auszunehmen – das Landschaftsbild mehr als permanent verkehrende Pendelbusse von Parkplätzen zu Seilbahnstationen. Beispiel gefällig? Der Bau der künftigen kundenfreundlichen Talstation einer neuen 3S-Bahn der Stubaier Gletscherbahnen kann wegen dieses „Störfaktors“ nun bereits seit über zwei Jahren nicht in Angriff genommen werden. Die nahezu fertige Bahn liegt daher beim Hersteller auf Halde; zu einer positiven Entscheidung im Sinne der Qualitätsoffensive hat sich offenbar die Politik bisher nicht durchringen können. Ähnliche Klagen aus dem gleichen Beweggrund „Landschaftsbild“ hört man übrigens auch aus dem Bundesland Salzburg.
Und was bringt uns die bevorstehende Wintersaison?
Wie das Amen im Gebet wird sie zuerst von der traditionellen Diskussion in den Medien über gestiegene Ticketpreise eingeläutet, um anschließend von den angeblichen Horrorzahlen verunfallter Schneesportler wieder abgelöst zu werden. Dann folgen mit dem notwendigen Einsatz der Schneekanonen die Vorwürfe der Energieverschwendung – jedes Jahr das gleiche Ritual!
Spielt dann ab Mitte Dezember oder zu den Weihnachtsferien das Wetter „verrückt“, dann schießen die „Klimaexperten“ wie die Schwammerln aus dem Boden, warnen uns vor weiteren Investitionen in den Schneesport, den es ja bald in mittleren Höhen nicht mehr geben würde. Gott sei Dank gibt es noch interdisziplinäre Fachleute wie z. B. Frau Dr. Andrea Fischer von der Akademie der Wissenschaften, die kürzlich bei der Deutschen Seilbahntagung in Berchtesgaden die tatsächlichen Daten und Fakten an Hand deutscher Skigebiete ins rechte Lot rückte.
Auch ohne Wetterkapriolen wird der Winter 2014/2015 angesichts der Rahmenbedingungen angespannter Wirtschaftslagen und der Krisenherde in wichtigen Nachfragemärkten kein Selbstläufer werden. Doch wir vertrauen auf die Flexibilität, auf die hervorragenden Anlagen- und Pistenangebote sowie auf die Innovations- und Initiativkraft der Seilbahnunternehmen in den alpinen Schneesport-Destinationen.
Helmut Lamprecht