Südtirol ist das Land der schönen Berge. Jedes Jahr strömen die Touristen aufs Neue herbei, als Wanderer und Naturgenießer, als Freizeitsportler und als Entdecker einer Lebensart, die sich rund um den Berg entwickelt hat. Zu dieser Lebensart gehört seit jeher auch der starke Wille, die Berge bestmöglich zu erschließen – durch Sportsgeist, aber auch durch den Einsatz hoch moderner und extrem zuverlässiger Technologien.
Drei Milliarden Euro Wertschöpfung entstehen durch Südtirols Bergtourismus pro Jahr – das ist eine Spitzenmarke für Italiens nördlichste Provinz, die ohne diese Technologien nicht denkbar wäre. In der Autonomen Provinz hat sich eine Schlüsselbranche entwickelt, die sich unter dem Begriff Alpine Technologien versammelt. Die hohe Konzentration an spezialisierten Unternehmen schafft einen dynamischen Wettbewerb und regt kontinuierlich zu Innovationen an.
Die Folge ist ein einzigartiges Produktportfolio: Es umfasst Seilbahnen mit herausragender Transportkapazität, Schneekanonen mit hoher Schneeausbeute bei geringem Wasserverbrauch, Bergsportkleidung mit hoher Funktionalität für alle Wetterlagen sowie High-Tech-Ausrüstung für Bergrettungskräfte. Dazu kommt eine Vielfalt an Detaillösungen, die den Komfort sämtlicher Bergbesucher immer weiter steigern – wie etwa sitzbeheizte Seilbahngondeln.
Magnetische Anziehungskraft
Mehr als 30 Unternehmen in der Autonomen Provinz entwickeln und verfeinern Technologien und Produkte rund um den Berg. Der Seilbahn-Spezialist Leitner gehört genauso dazu wie der Pistenraupen-Hersteller Prinoth sowie Demac und TechnoAlpin, Spezialisten für Beschneiungsanlagen.
Sie alle eint nicht nur die enge Beziehung zum Berg und zum Alpinsport, sie gehören in ihren Märkten auch jeweils zu den Marktführern. Und: Sie sind in Südtirol entstanden und groß geworden. Kein Wunder, denn was sie entwickeln, können sie unmittelbar in einer der attraktivsten Freizeitregionen testen und einsetzen. Diese Nähe zum Markt und die günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Südtirols sind es, die wie ein Magnet immer mehr internationale Unternehmen anziehen.
Unterstützung bei der Unternehmensansiedlung
Ein besonderer Vorteil für Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum ist die Zweisprachigkeit der Bevölkerung in Südtirol, weiß Wirtschaftslandesrat Thomas Widmann: „Wir sind das Tor zum Süden und zum Norden und damit Dolmetscher zwischen der deutschen und der italienischen Kultur.“
So haben bereits mehrere deutsche Branchengrößen in Südtirol eine zweite Heimat gefunden, der Konzern Kässbohrer etwa, der mit der Marke „PistenBully“ das Synonym für Pistenpflegefahrzeuge geschaffen hat und in diesem Markt weltweit führend ist. Ein prominentes Beispiel aus Österreich ist die Doppelmayr-Gruppe, der Weltmarktführer unter den Seilbahnherstellern. Als Vertriebs- und Produktionsstandort für den italienischen Markt dient die Niederlassung in der Südtiroler Gemeinde Lana.
Die Alpinen Technologien sind auch ein Schwerpunktthema für die Business Location Südtirol (BLS), die als Standortagentur der Autonomen Provinz heimische wie internationale Unternehmen bei ihrer Ansiedlung und Erweiterung unterstützt. BLS-Direktor Ulrich Stofner ist überzeugt: „Es lohnt sich, nach Südtirol zu kommen, ganz einfach weil sich die Alpinen Technologien hier abspielen.“
Investitionen in attraktive Arbeitsplätze
Mit bereits ansässigen Unternehmen arbeitet die BLS aktiv an der Weiterentwicklung des Branchenschwerpunkts. Dazu zählen der Outdoor-Ausrüster SALEWA und Schneekanonen-Spezialist Technoalpin. Beide gehören in ihrem Marktsegment zu den weltweit führenden Anbietern. Beide haben erst kürzlich neue und moderne Gebäude für ihre Firmenzentralen in Bozen errichtet – und damit ein klares Bekenntnis für den Standort Südtirol abgelegt.
Zusammen mit den Gebäuden entstehen moderne und attraktive Arbeitsplätze für junge und hoch qualifizierte Arbeitnehmer. Heiner Oberrauch, Präsident der Oberalp/SALEWA-Gruppe aus Bozen: „Wir stehen im Wettbewerb um die besten Talente. Gerade für junge Menschen aus ganz Europa, die Outdoor-Aktivitäten und Bergsport lieben, ist Südtirol als Arbeits- und Lebensmittelpunkt attraktiv.“
Weltweit gefragte Spitzentechnologien
Während die Fachkräfte mit der Bergkulisse vor Augen neue Produktideen entwickeln, reisen die Topathleten des Alpinsports um den ganzen Globus. Mit dabei auf den Events: Alpine Technologien aus der Autonomen Provinz. So rüstete Schneekanonen-Hersteller TechnoAlpin die Ski-WM 2011 am Holmenkollen in Norwegen aus. Auch in russischen Skigebieten, die als Schauplätze der Olympischen Winterspiele 2014 in Sochi vorgesehen sind, sind bereits Wintertechnologien aus Südtirol im Einsatz.
Aber nicht nur zur Wintersportsaison, sondern auch bei sommerlichen Temperaturen sind die Alpinen Technologien gefragt. Beispiel Seilbahnen: Die im Wintersport erprobte Technik beschleunigt inzwischen auch den öffentlichen Nahverkehr. In dicht besiedelten Stadtregionen bieten seilgezogene Bahnen neue Lösungen gegen den Verkehrsinfarkt. So errichtet Doppelmayr ein schienengebundenes, aber seilgezogenes Nahverkehrssystem in der kalifornischen Stadt Oakland. Konkurrent Leitner realisierte eine klassische Gondelbahn im kolumbianischen Manizales – anstatt über bewaldete Berghänge schwebt sie über die Dächer der lebendigen Stadt. Beide Hersteller sind sehr zuversichtlich, ihre Nahverkehrssysteme auch weiterhin erfolgreich international vermarkten zu können.
Der Tourismusbetrieb in der attraktiven heimischen Bergwelt wirkt dabei wie eine Dauerwerbesendung für das internationale Geschäft. Investoren aus den Wachstumsmärkten Russland, China und den USA reisen nach Südtirol, und informieren sich direkt vor Ort über die jüngsten Trends und Innovationen. Die Provinzhauptstadt Bozen hat sich dabei zu einem der wichtigsten Branchenstandorte entwickelt – unter anderem mit den Fachmessen Alpitec für Berg- und Wintertechnologie und Prowinter für den Verleih und Service im Wintersport.
Förderung durch Cluster-Ansatz
Südtirol hat die Alpinen Technologien als Stärkefeld erkannt und unterstützt ihre Entwicklung nicht nur durch fiskalische Maßnahmen wie die Absenkung der Wertschöpfungssteuer IRAP auf das niedrigste Niveau in ganz Italien, sondern auch mit individueller Förderung. Bei den Alpinen Technologien verfolgt die Provinz einen Cluster-Ansatz.
Neu ist der Cluster „Zivilschutz & Alpine Sicherheit“, organisiert von der Dienstleistungsagentur TIS Innovation Park aus Bozen. Inzwischen konzentrieren sich mehr als 20 Unternehmen auf dieses Gebiet, darunter viele kleine und mittelständisch geprägte Firmen wie Securplan, Boscarol, PPS Group, Nitz, Systent, TPI und Alpenbau. Sie schließen sich zusammen, um Spitzenpositionen auf Nischenmärkten zu erobern und zu behaupten.
Um die Cluster herum gruppieren sich wissenschaftliche Einrichtungen wie das Eurac Institut für Alpine Notfallmedizin. Von der fruchtbaren Zusammenarbeit künden immer neue Produktinnovationen. Zu den jüngsten Ideen zählt ein Bergschuh mit Sensor- und Pumptechnologie, in dem man nicht umknicken kann.
So wie der Schuh Sicherheit und Stabilität verleihen soll, so stärken die immer dichteren Netzwerke Innovation und Wachstum am Wirtschaftsstandort Südtirol. Am Erfolg der Alpinen Technologien ist ablesbar, wie gut das Zusammenspiel von Wirtschaft und Wissenschaft in der Autonomen Provinz gelingt.